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reisen in die zivilgesellschaft

Oktober 2024 - die Reise ist abgesagt

Freiburg und Schönau (Schwarzwald)

  • Energiewende in Südbaden: Projektbesuche in Freiburg, im Energiepionier-Dorf Freiamt, in Emmendingen und bei den Stromrebellen in Schönau.
  • 960 € (DZ/HP/ohne Anreise)
  • mit 4 Übernachtungen, je zwei in Freiburg und in Schönau
  • Veranstalter: Ventus Reisen

Reiseleitung: taz-Autor Bernward Janzen und Eva Stegen (EWSchönau)

Zum Programm gehören Treffen mit Menschen, die sich für die Energiewende engagiert und Veränderungen bewirkt haben - mit Stationen in Freiburg, Freiamt und Emmendingen sowie bei den Stromrebellen in der Kleinstadt Schönau im Südschwarzwald, die sich zur größten Energiegenossenschaft in Baden-Württemberg entwickelt haben.

Themen der Reise

Freiburg wurde in den letzten Jahrzehnten mit manchem Prädikat belegt. „Solarhauptstadt“ war eines davon, „Ökohauptstadt“ ein anderes. Als „Greencity“ wird die Stadt vom örtlichen Tourismusmarketing heute angepriesen – Kritiker sehen darin aber auch „Greenwashing“.

Wir machen uns auf den Weg, die Errungenschaften und Defizite der Universitätsstadt im ökologischen Sektor zu erkunden. Aber nicht nur das. Wie werden auch das Umland besuchen, speziell die Kleinstadt Schönau im Südschwarzwald, die durch ihre „Stromrebellen“ bekannt wurde.

Aktivitäten

Und weil die Frage, warum gerade Südbaden immer wieder mit ökologischen Bewegungen bundesweit von sich Reden macht, so häufig kommt, sei es an dieser Stelle kurz erwähnt: Viele Aktivitäten gingen aus dem Widerstand in Wyhl hervor, wo 1975 die konservativ-bodenständigen Kaiserstühler Winzer und Landfrauen zusammen mit oft linken Studenten aus Freiburg in Eintracht den Bauplatz besetzten und das Projekt nach einem jahrelangen Kampf zu Fall brachten.

Die Gründung von Institutionen, wie etwa des Öko-Instituts 1977, waren unmittelbare Folge des Wyhl-Widerstands. Der zumeist friedliche Protest auf dem Bauplatz vor bald einem halben Jahrhundert prägt die Region bis heute.

Wobei das Rebellische hier eine noch weitaus längere Tradition hat; sie reicht mindestens bis zur Badischen Revolution gegen die Obrigkeiten 1848/49 zurück.

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Graffiti an einer Hauswand im Freiburger Stadtteil Vauban

Unsere Reise beginnt in Freiburg und dort im südlichen Stadtteil Vauban. Das Quartier entstand als ökologischer Musterstadtteil, nachdem im Jahr 1992 die französischen Militärs aus der gleichnamigen Kaserne abgezogen waren. Besucher sollten den Namen Vauban französisch aussprechen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man sie in Freiburg nicht versteht.

Das Quartier Vauban steht heute für hochverdichtetes urbanes Bauen mit zugleich hoher Lebensqualität. Das liegt zu einem guten Stück daran, dass der Autoverkehr weitgehend aus dem Areal verbannt wurde, was enorme Flächengewinne brachte. Zugleich wurde das Konzept „Stadt der kurzen Wege“ recht gut umgesetzt, weil auch die Läden für den täglichen Bedarf, sowie kleine Gewerbebetriebe oft in Fußentfernung angesiedelt wurden.

Die Geschichte des jungen Stadtteils, sein planerisches Konzept, die Errungenschaften und auch die Defizite wird uns ein Vertreter aus der Freiburger Zivilgesellschaft (Jörg Lange, Klimaschutz im Bundestag e.V.) auch während eines Rundgangs erläutern – also werden wir hier mit der ungeschminkten Sichtweise abseits des Stadtmarketings konfrontiert.

Solarhäuser in Vauban

Angrenzend an den Stadtteil werden wir die Solarsiedlung des Solararchitekten Rolf Disch sehen. Es sind sogenannte „Plusenergiehäuser“, die über das Jahr gerechnet mehr Energie von der Sonne gewinnen als die Bewohner darin verbrauchen. Ein kleiner Fußweg wird uns weiter zum Heliotrop führen, einem Wohnhaus, das sich mit der Sonne drehen kann. Dieses war Dischs erstes Plusenergiehaus.

Die Häuser stehen für mehr als ein architektonisches Konzept. Sie sind zugleich ein Beispiel für die Hartnäckigkeit, mit der in Südbaden oft einzelne Akteure für ihre Ökoprojekte kämpften. Denn auch der Solarsiedlung wurde seitens der Stadt Freiburg um die Jahrtausendwende nicht gerade der rote Teppich ausgerollt.

Aber später hat auch die Stadt den Geist der Bürger oft aufgegriffen. In Fußentfernung von der Innenstadt befindet sich das neue Rathaus im Stühlinger, das als das weltweit erste öffentliche Netto-Plusenergie-Gebäude gilt. Es zeigt anschaulich, dass solares Bauen auch architektonisch attraktive Akzente setzen kann.

Ein Besuch dieses Gebäudes bietet sich im Rahmen eines begleiteten Spaziergangs während der unverplanten Zeiten am ersten Tag in Freiburg an. Und wenn man sich schon auf den Weg zum neuen Rathaus macht, liegt das studentisch geprägte Kneipenviertel Stühlinger direkt auf dem Weg.

Denn natürlich wird es in Freiburg auch zeitliche Freiräume geben, um die Stadt auf eigene Faust zu erkunden – etwa um das Münster zu besuchen, das einst ein Historiker als den „schönsten Turm der Christenheit“ beschrieb.

Ein Plusenergiehaus: das Rathaus im Stühlinger Foto: Patrick Seeger

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Freiamt. Das ist eine kleine Landgemeinde am Übergang der Vorbergzone zum Schwarzwald im nördlich gelegenen Landkreis Emmendingen. Es ist der Landkreis, zu dem auch Wyhl gehört. Freiamt ist ein Musterbeispiel für eine lokale Energiewende aus Bürgerhand und steht damit ebenfalls beispielhaft auch für den zweiten Aspekt der südbadischen Mentalität: Man will´s nicht nur ökologisch, man nimmt den Wandel auch selbst in die Hand, anstatt dass man immer nur nach der Politik ruft und andere machen lässt.

So war es auch, als in Freiamt bereits 1997 das Thema Windkraft aufkam. Investoren von irgendwo her sollen schon im Ort vorstellig gewesen sein, denn sie hatten den örtlichen Berg im Blick. Doch das machten die selbstbewussten Südbadener nicht mit. „Mir war wichtig, dass nicht irgend jemand bei uns Windkraftanlagen baut, sondern, dass wir Freiämter das selbst tun“, sagte damals einer der Vordenker. Und so kam es dann auch. Die Windräder gehören heute den Bürgern im Ort und im Umland. Die Entscheidung, auf dem heimischen Schillinger Berg Windkraftanlagen zu bauen, hatte der Gemeinderat seinerzeit einstimmig gefällt.

Wir werden die Bürgermeisterin von Freiamt treffen, die bereits seit dem Jahr 2001 im Amt ist. Zuvor war sie schon Mitglied des Gemeinderats und hat so von Anfang an die Geschichte der erneuerbaren Energien in Freiamt miterlebt und mitgestaltet.

Das Dorf Freiamt ist besonders sonnenverwöhnt und produziert drei Mal mehr erneuerbare Energie, als die Einwohner verbrauchen.

Seit zwei Jahrzehnten schon erzeugt Freiamt mehr Strom selbst als der Ort verbraucht. Dazu tragen auch die vielen Solaranlagen auf den großen Dächern der oft weit verstreuten Höfe und ihrer Scheunen bei. Wir werden außerdem eine Biogasanlage besichtigen, die hier – natürlich – in landwirtschaftlicher Hand ist und nicht, wie mancherorts in Deutschland, fernen Investoren gehört.

Freiamt gibt uns auch insofern einen guten Einblick in die Erfolgsgeschichte der südbadischen Energiewende, weil die Landgemeinde eines hat, was man in der Region so oft findet: Pragmatische Akteure, die über Parteigrenzen hinaus zusammenarbeiten. Die Energiewende war hier nie das Projekt nur einer bestimmten politischen Couleur.

Ähnlich war es in Schönau, wohin wir anschließend mit dem Bus weiterreisen werden. Unterwegs werden wir aber erst noch Station machen bei der Bürgerenergie-Genossenschaft Emmendingen, wo uns Klaus Pleuler, der zugleich einen Biomarkt im Netzverbund der Regionalwert AG betreibt, einen Einblick in die genossenschaftliche Arbeit in der Kreisstadt geben wird.

Auch das Gymnasium in Schönau produziert Solarenergie. Foto: ElektrizitätsWerke Schönau (EWS)

Dann geht es weiter nach Schönau. In der Kleinstadt im Südschwarzwald, am Fuße des Belchens, wie des Feldbergs gelegen, gründete sich nach der Tschernobyl-Katastrophe eine Elterninitiative, die sich gegen die Atomkraft wandte. Als wenig später im Ort über einen neuen Stromversorger zu entscheiden war – der Strommarkt war noch nicht liberalisiert – gelang es den Bürgern nach zwei gewonnenen Bürgerentscheiden das Netz in Eigenregie zu übernehmen und den vorherigen Versorger, der weiterhin zur Atomkraft stand, spektakulär vor die Tür zu setzen. Das Geld für den Netzkauf, immerhin einige Millionen Mark, brachten viele Umweltbewegte aus ganz Deutschland auf. Große Herausforderungen scheute man hier eben nicht.

Wie werden Schönau als eine Kleinstadt erleben, die – malerisch schön am Flüsschen Wiese und den Berghängen gelegen – auch über eine hohe touristische Attraktivität verfügt mit guter badischer Gastronomie. Es ist ein Ort, der – dies sei nur nebenbei bemerkt – auf einen ihrer Söhne besonders stolz ist: Jogi Löw wuchs hier auf.

Auf dem Rohrenkopf bei Schönau hat die EWS den höchsten Windpark Deutschlands errichtet.

Zum Einstieg in die Schönauer Stromgeschichte werden wir einen Film sehen, der „das Schönauer Gefühl“ lebhaft beschreibt und der deswegen auch genau so heißt. Wir werden Stromrebellen der ersten Stunde treffen und begreifen, was den Erfolg der Initiative ausmacht, die heute als Elektrizitätswerke Schönau (EWS) bundesweit mehr als 200.000 Kunden versorgen – eine Entwicklung übrigens, die Anfangs niemand zum Ziel hatte und auch nicht haben konnte, weil es in den Monopolzeiten nur darum gehen konnte, in dem Städtchen selbst den Atomausstieg zu vollziehen.

Wir werden auch die EWS von heute kennenlernen, ein Unternehmen, das die gesamten Turbulenzen an den Energiemärkten, die schon vor dem Ukraine-Krieg ihren Anfang nahmen, naturgemäß hautnah miterlebte und bewältigen musste. Eva Stegen, die Energie-Referentin der EWS, wird uns über Teile der Reise begleiten und auch unterwegs zu allen aktuellen Fragen der Energiewirtschaft Rede und Antwort stehen.

Am zweiten Tag in Schönau werden wir die Örtlichkeiten erleben, die in der EWS-Geschichte eine große Rolle spielten. Zum Beispiel die Stadtkirche, sie damals von den Stromrebellen in einem Akt des zivilen Ungehorsams mit Photovoltaik belegt wurde. Der Pfarrer, der die Aktion erlaubte, wusste auch nicht, was ihm drohen könnte. Doch auch für ihn ging die Geschichte am Ende gut aus.

Schließlich folgt eine Fahrt ins Schönauer Umland, wo wir einen Windpark besuchen, den die EWS bauten – und das alles in der bezaubernden Landschaft des Südschwarzwaldes, dessen Berghöhen bei gutem Wetter den Blick auf die Alpen gewähren.

Beginn und Ende der Reise:

Wir treffen uns am Montag, den 10. Juni, um 18 Uhr im City Hotel in Freiburg (15 Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt)

Ende der Reise: Freitag, 14. Juni, gegen 12 Uhr in Schönau bzw. gegen 15 Uhr am Hauptbahnhof Freiburg

Reiseleiter: Bernward Janzing

Freier Journalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt, taz-Autor seit über 20 Jahren, Buchautor;

ausführliche Informationen über seine Veröffentlichungen auf: www.bernward-janzing.de

in Kooperation mit

Eva Stegen, Energie-Referentin der Elektrizitäts-Werke Schönau (EWS)

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Die Reise kann nur beim Veranstalter gebucht werden, auch wenn sie auf dessen Website nicht aufgeführt ist.