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FrauenforschungUnis noch immer in Männerhand

Berlins Unis gelten als besonders stark in der Frauenförderung. Dennoch gilt: Je höher die Position, desto schlechter stehen die Chancen für Frauen.

Bild: AP

Heute seit 100 Jahren dürfen Frauen in Berlin ganz offiziell studieren. Doch obwohl das Land Berlin im Bundesdurchschnitt gut dasteht, sind die Unis noch immer größtenteils in Männerhand: Zwar sind in Berlin 52 Prozent aller Studierenden Frauen. Doch je höher die Uni-Position wird, desto unterrepräsentierter sind Frauen in der Wissenschaft.

Ihr Anteil ist zwar gestiegen: Waren 1993 lediglich 10,3 Prozent der unbefristeten Professuren in Berlin weiblich besetzt, sind es heute 21,3 Prozent - und damit mehr als in anderen Bundesländern. Gleichzeitig stimmt aber auch: Noch immer gibt es Institute, an denen keine einzige Frau einen Professorinnentitel trägt.

Besonders deutlich wird dieses Phänomen an der Technischen Universität (TU), etwa im Bereich Maschinenbau. Auch was die Studierendenquoten angeht, gibt es in einigen Bereichen Zustände, die an die Zeit vor 100 Jahren erinnern: Unter den Informatik-Studierenden der TU sind zum Beispiel noch immer gerade einmal 6 Prozent Frauen. Die heutige Humboldt-Universität, einst die Friedrich-Wilhelms-Uni, an der 1908 die ersten Studentinnen zugelassen wurden, verfügt nur über 16,7 Prozent unbefristete weiblich besetzte Vollprofessuren. Am besten unter den Berliner Hochschulen steht die Freie Universität (FU) da. Im Gleichstellungsranking des Bonner "Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung" belegt die jüngst zur Eliteuni gekürte FU im bundesdeutschen Vergleich den ersten Platz.

Doch wie an allen anderen Unis kommen auch an der FU von den erfolgreichen Studentinnen nur wenige in den Professorenstühlen an. "Je höher die Frauen aufsteigen, desto informeller werden die Strukturen", sagt die Physikerin und promovierte Soziologin Petra Lucht. Sie hat derzeit eine Gastprofessur an der TU inne und lehrt an der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften zu Wissenschafts- und Geschlechterforschung am Beispiel der Nanotechnologie. In ihrer Doktorarbeit hatte Lucht sich mit dem "Zunftwesen der Physik" und universitären Zugangsstrukturen befasst. "In der Auswahlpraxis kommen noch immer viele implizite Vorannahmen über Frauen- und Männerrollen zum Tragen - und die führen zu diesen unbefriedigenden Quoten."

Dass sich an den Professur-Quoten in den nächsten Jahren viel ändert, ist nicht in Sicht. Heidi Degethoff de Campos, zentrale Frauenbeauftragte der TU: "Wir haben gerade erst einen Generationenwechsel bei den Professuren hinter uns. Nun wird sich auf Jahre wieder nur wenig bewegen." Das gilt zumindest für unbefristete Vollprofessuren.

Im Bereich befristeter Nachwuchsprofessuren sieht es dagegen besser aus: So sind unter den Juniorprofessuren in Berlin laut Senatsverwaltung für Bildung 48 Prozent weiblich besetzt. Allerdings sind diese Stellen meist deutlich schlechter ausgestattet als unbefristete Vollprofessuren. Frauen haben also vor allem in den vergleichsweise schlechter gestellten Juniorprofessuren eine Perspektive. Die - im wahrsten Sinne des Wortes - entscheidenden Stellen sind klar männerdominiert. MARTIN KAUL

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