Flüchtlinge hilflos

Sparwut des Senats trifft Kriegs- und Folteropfer: Therapiezentrum für Traumatisierte steht vor dem Aus

Der CDU-Senat will traumatisierten Kriegs- und Folteropfern nicht mehr helfen. Zum Jahresende werden die Zuwendungen an das Behandlungszentrum für Flüchtlinge „accept“ eingestellt, wie die Sozialbehörde gestern bestätigte. Ohne deren Förderung steht Hamburgs einziges Therapiezentrum für traumatisierte Flüchtlinge vor dem Aus. Angesichts sinkender Flüchtlingszahlen und klammer Kassen sei der Einschnitt „vertretbar“, so Behördensprecherin Anika Wichert. Therapiebedürftige Flüchtlinge könnten bei niedergelassenen Ärzten Hilfe finden.

„Die Argumente halten nicht stand“, so accept-Leiterin Naciye Demirbilek, „die meisten niedergelassenen Therapeuten sind nicht dafür ausgebildet, sich auf die besonderen Probleme traumatisierter Flüchtlinge aus verschiedenen Kulturen einzustellen.“ Auch sinkende Flüchtlingszahlen rechtfertigten die Schließung nicht. „Unser Klientel ist wegen langfristiger Belastungen kontinuierlich in Behandlung“, so Demirbilek. Derzeit seien 90 Patienten in Therapie und 350 in psycho-sozialer Betreuung. Demirbilek: „Wir sind überlastet.“

Die Schließung der 20-jährigen Einrichtung bringt auch die Gewerkschaft ver.di auf: „Der Sparbeschluss trifft mit aller Härte Menschen, denen das Schicksal besonders übel mitgespielt hat.“ Die GAL-Fraktion rügte: „Das Zentrum ist politisch wohl nicht gewollt.“ Weil die Behörde für den Flüchtlingsbereich im Etat 2005/2006 wie bisher zwei Millionen Euro eingestellt hat, sei fraglich, ob die accept-Förderung von 355.000 Euro „wirklich gespart wird“, argwöhnt die Grüne Antje Möller: „Es liegt nahe, dass die Summe in die Rückkehrberatung einfließen soll.“ Dazu Behördensprecherin Wichert: „Das Geld wird für nicht anderes verwendet.“

Mit einer Kleinen Anfrage an den Senat will die GAL jetzt die Motive für die Schließung des Zentrums erfahren. EVA WEIKERT