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■ Flüchtet deutsches Geld in Cognac statt nach Luxemburg?Flüssiger Schatz, handlich wie Gold

Berlin (taz) – Haben Sie Probleme mit dem Finanzamt? Schleichen sich bisweilen nächtens gen Luxemburg mit einem Citybag voller Scheine? Dann findet sich hier ein unkonventioneller Tip zur Geldanlage: Cognac. Logistische Probleme entfallen dabei gänzlich. Da muß kein Keller angemietet, müssen keine riesigen Wagenladungen mit Flaschen und Kisten bewegt werden. Die Rosenheimer Firma „Consulat du Cognac“ offeriert Ware, auf kleinstem Raum staubar wie Goldbarren: sieben Flaschen handelsüblicher Größe, Gesamtpreis 148.000 Mark. Keine Angst: Mehrwertsteuer natürlich inklusive, Lieferung frei Haus.

Kommt das Gut per Post? „Um Gottes Willen“, erschrickt sich der Chef des Hauses. Es muß aber auch kein Cadillac mit Chauffeur sein, wie beim Handel mit edlen Kreszenzen schon geschehen – man will ja nicht übertreiben.

Fürs heimische Depot werden wahre Raritäten geboten. Große Meister des 19. Jahrhunderts aus dem berühmten Hause A. E. Dor: 1811, '34, '40, '58... – Kenner alter Weinbrände beginnen da schon mal mit dem Näschen Witterung aufzunehmen. Obacht! Zum genießerischen Süffeln ist der dunkelbraune Stoff nicht gedacht. Als potentielle Kunden vermutet das „Consulat“ „Sammler, die die Flaschen liebevoll betrachten wollen“. Ah! Anstatt wie Onkel Dagobert sich beim täglichen Bade im Geldspeicher zu erquicken, öffnen die abends am offenen Kamin die miterworbene (Achtung, Tropenholz!) Schatulle (Rio-Palisander, Loupe d'Amboine), bewundert die Intarsien aus Rosenholz („à Incastro“, eine Technik des 17. Jahrhunderts) und greift zärtlich aus einer Vertiefung (Mahagoni) die Bouteille 1875, Prince Imperial. Ach, ist sie nicht... ein Traum?

Soviel Brimborium ist für Gert v. Paczensky ebenso „absurd“ wie der Preis von 148.000 Mark. Der Süffler hat das Standardwerk „Cognac“ geschrieben und meint, ein Destillat solle getrunken werden und nicht liebkost.

Immerhin ist er einer der wenigen, die im „Paradies“ von A. E. Dor, wo die flüssigen Schätze in großen versiegelten Ballons gelagert werden, die alten Jahrgänge verkostet hat – abgefüllt werden solche Pretiosen sowieso nur nach Bestellung. Und wie hat's ihm geschmeckt? „Herrlich“, sagt Paczensky, „aber nicht nach 20.000 Mark pro Flasche.“

Das Problem eines in Würde gealterten Methusalems: Er kann an Reife gewinnen, aber an Spannkraft verlieren. Sein Bukett – feines Holz, Karamell, gedörrte Früchte – ist betörend, doch im Gaumen will sich für Paczensky „volles Vergnügen nicht immer einstellen“. Auch wer über die nötigen Mittel verfügt und einen profanen Magenputzer sucht, dem wäre mit einem Produkt des „19. Siecle“ nicht geholfen: Durch die oft mehr als 50jährige Lagerung in Fässern aus Limousin-Eiche ist der Alkoholgrad auf teilweise 30 Prozent gesunken – nur mit einer Sondergenehmigung darf A. E. Dor die Oldies unter dem Namen Cognac veräußern, 40 Prozent sind ansonsten Mindestmaß.

Gemeinhin wird der greise Stoff auch nicht nach Jahrgängen feilgeboten, er dient zum Verschnitt: Teure Marken veredeln damit ihre Stars. Wie etwa den Louis XIII von Remy Martin, dessen jüngster Brand etwa 50 Jahre auf dem Buckel hat und von Kennern als finaler Gaumenspaß erachtet wird – im Vergleich zum Siebener-Set geradezu Aldi-haft billig für etwa 1.700 Mark je Pulle.

Noch hat man keinen Käufer gefunden für „das teuerste an Cognac, was man weltweit bekommen kann“, gehofft wird auf „einen Verrückten aus Amerika“. Mal sehn, vielleicht schlägt ja auch der Irre aus Bagdad zu. Herr Thömmes

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