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■ Flaschenpost aus Tahiti (3)Die guten Franzosen

Papeete (taz) – Ganz Gallien ist von den Atombefürwortern besetzt. Ganz Gallien? Nein, ein kleines Dorf im Süden des Landes leistet erbitterten Widerstand. „Larzac – Maohi solidaires“, steht auf den T-Shirts aller acht aus Frankreich nach Tahiti gereisten AtomtestgegnerInnen. Die wettergegerbten BäuerInnen, sechs Männer und zwei Frauen, von der kargen Hochebene Larzac bringen zwar keinen Zaubertrank nach Polynesien, aber eine Nachricht, die auch Kräfte mobilisieren soll: Man kann dem französischen Militär erfolgreich widerstehen.

Zehn Jahre haben die Bewohner des Larzac gewaltlos mit Demos und Landbesetzungen gegen die Erweiterung des dortigen Truppenübungsplatzes gekämpft. Denn das hätte Zwangsenteignung und die Verödung der ganzen Region bedeutet. 1981 stoppte Mitterrand das Militär, die Larzacer hatten gewonnen.

Doch Ruhe geben sie seither nicht. Seien es die Atombombenopfer in Japan, seien es die um Unabhängigkeit kämpfenden Kanaken in Neukaledonien – die Leute vom Larzac etablieren Kontakte, fahren hin, kämpfen mit. Für die Atomtestgegner der evangelischen Kirche auf Tahiti und der NGO Hiti Tau sind die „guten“ Franzosen dankbar aufgenommene Ehrengäste. Die acht, alle etwas angegraut, manche mit schlohweißem Haar, gaben Seminare über gewaltfreien Widerstand, demonstrierten im Territorialparlament, und ihre Aufkleber „60 Prozent der Franzosen sagen nein zu den Atomtests“ sind ein wahrer Renner auf Polynesien.

Einer der Botschafter aus dem Larzac fährt auch selbst mit auf dem Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior. Ein anderer, Alain Desjardin, wird mit zwei Ukrainern aus der Gegend von Tschernobyl nach Moruroa aufbrechen. Das Ehepaar beschloß spontan, sich der Protestflottille anzuschließen, und bot Hiti Tau zwei Plätze zum Mitfahren an. Aber deren Chef Gabi Tetiarahi findet es inzwischen wichtiger, daß auch Franzosen vor Moruroa präsent sind.

„Ich frage mich manchmal, ob ich nicht mehr Zeit meines Lebens mit Protestieren verbringe als mit meinem Beruf, der Landwirtschaft“, grübelt Alain zwischendurch. „Aber es scheint irgendwie immer wieder nötig zu sein.“

Falls ich erfahren möchte, wo die nächsten Aktionen sind – Alain drückt mir eine Dose selbsthergestellter Pastete in die Hand: Wildschwein (was sonst?!) mit Armagnac. „Da ist meine Adresse drauf. Das nehme ich immer als Visitenkarte.“ Nicola Liebert

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