Fish 'n' Chips: Je Computer, desto Papier
■ Der Papier-Müllberg wächst kräftig dank EDV-Ausbreitung, und eine Welle von EDV-Trivialliteratur ergießt sich über uns
FISH 'N' CHIPS
Je Computer, desto Papier Der Papier-Müllberg wächst kräftig dank EDV-Ausbreitung, und eine Welle von EDV-Trivialliteratur ergießt sich über uns
Daß durch die vermehrte Verwendung von Computern und elektronischen Datenträgern der Papierverbrauch zurückginge, und auf diese Weise die EDV-Benutzer ihren Beitrag zur Rettung der Wälder ablieferten — diese Behauptung wird auch durch andauernde Wiederholung kein Stück wahrer! Wer sich in den „neuen“ computerisierten Büros umsieht, stellt fest, daß trotz EDV fast alles, was auf Disketten, Festplatten und Bändern gespeichert ist, zusätzlich doppelt und dreifach auf Papier kopiert in Ordnern verschwindet. Nicht zu vergessen die unzähligen Probeausdrucke von Dokumenten zur Korrektur von Fehlern. Eine besonders unangenehme Variante der Papierverschwendung im Rahmen der Computerisierung ist die Überschwemmung des Marktes mit „aktueller“ EDV-Literatur. Mal von den vielen Zeitschriften am Kiosk (EDV-Pornohefte) abgesehen: In den Buchhandlungen findet man riesige Stapel von einführenden Büchern zu allen möglichen und unmöglichen Programmen, die gerade in den Markt gedrückt werden. Die Herstellung solcher Machwerke von bis zu 1000 Seiten Umfang erfolgt in der Regel mit ausgefeilten Textverarbeitungssystemen, häufig mit denen, über die im Buch geschrieben wird. Seitenweise gibt es Abbildungen, die einfache screen- shots sind, also elektronisch „abfotografierte“ Bildschirminhalte, die ohne Schamgefühl als Seitenfüller benutzt werden. Die Anbieter von Software sind laufend damit beschäftigt, neue Versionen ihrer Programme auszuliefern, denn aus den update-Gebühren wird häufig ein beträchtlicher Umsatz „generiert“. Im Zusammenhang damit ergießt sich dann stets eine neue Welle an EDV-Trivialliteratur in die Buchhandlungen. Die mit der Software gelieferten Handbücher der Hersteller sind in der Regel trotz oder auch wegen ihres Umfangs von mehreren tausend Seiten so schlecht, daß der Bedarf nach zusätzlicher Literatur allein dadurch
1geradezu erzeugt wird. Der Ärger ist allerdings groß, wenn man feststellt, daß der Autor eines teuren Buches das miserable Handbuch in weiten Teilen einfach abgeschrieben hat. Die Erkenntnis, daß Anleitungen zum Gebrauch von Software viel sinnvoller in der Gestalt von Lernprogrammen und elektronischen Hilfesystemen angeboten werden sollten, setzt sich nur langsam durch.
Bis auf weiteres sollte der umweltbewußte Computeranwender wenigstens nur EDV-Bücher aus Umweltpapier kaufen. So was gibt's nun endlich: die Reihe „...im Griff“ bei Markt und Technik. artus
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