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Finanzinvestor verliert RenommierblattDuMont übernimmt "Berliner Zeitung"

Lange wurde spekuliert, nun ist es passiert: Der Verlag M. DuMont Schauberg hat den Berliner Verlag übernommen. Damit untersteht die "Berliner Zeitung" nicht mehr Finanzinvestor Montgomery.

Hier hat Finanzinvestor Montgomery nun nichts mehr zu sagen: der Berliner Verlag. Bild: dpa

BERLIN afp Der Verlag DuMont Schauberg kauft die "Berliner Zeitung" und eine Reihe weiterer Titel. Die britische Medienbeteiligungsgesellschaft Mecom verkauft seine gesamten deutsche Zeitungen an den Kölner Zeitungsverlag, wie das Unternehmen am Dienstag in London mitteilte. DuMont zahlt demnach 152 Millionen Euro an die Briten. Der Verkauf soll noch im ersten Quartal abgeschlossen werden, unter anderem die Kartellbehörden müssen allerdings noch zustimmten.

Mecom gehören der Berliner Verlag mit "Berliner Zeitung" und "Berliner Kurier" sowie die "Hamburger Morgenpost". Zudem gehören der Gruppe zehn Websites, darunter die "Netzeitung". DuMont veröffentlicht unter anderem den "Kölner Stadtanzeiger". Die Kölner hatten zudem die angeschlagene "Frankfurter Rundschau" übernommen.

Dumont Schauberg strebt nach einem Bericht des Branchendienstes "kress" eine weitreichende Fusion der "FR" mit der "Berliner Zeitung" an. "FR"-Chefredakteur Uwe Vorkötter war einst Chefredakteur bei der "Berliner Zeitung" und verließ das Blatt wegen des Sparkurses von Mecom-Chef David Montgomery. Mecom ist hochverschuldet und wirtschaftlich daher stark angeschlagen.

Die Gewerkschaft Verdi erklärte, der Verkauf der Zeitungen an DuMont belege, "dass Investmentgesellschaften nicht die geeigneten Eigentümer in der Medienlandschaft" seien. Diesen Unternehmen gehe es "allein um die Rendite, ohne dass sie einen eigenen publizistischen Ansatz verfolgten". Mit diesem Konzept sei Mecom nun gescheitert. DuMont forderte Verdi auf, "in Menschen und Qualität" der übernommenen Zeitungen zu investieren. Dafür sei unter anderem eine Abkehr vom Sparprogramm der Mecom notwendig.

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2 Kommentare

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  • JS
    Jack Salinger

    Spiegel hin, taz her. Diese Modelle sollten Schule machen, um die Pressefreiheit zu sichern. 51 Prozent Anteile den Redakteuren, und wenns mal schlechter läuft, dann solidarisch weniger verdienen, also auch die geschäfts(ver)führerischen 49 Prozent. Da drohen keine Heuschrecke oder ein völlig veralteter Pressezar mehr, also Montgomery oder DuMont, die die vierte Macht im Staat als Instrument ihrer mit dem Auftrag der freien Presse rein gar nichts zu tun habenden Interessen verwenden wollen.

  • K
    kölner

    Meinungsvielfalt oder vervielfertigung einer Meinung? Das nennt man doch Propaganda...