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■ Filmstarts à la carteRomantik, Kunst und Kult

„Dieses Mädchen wird den Busen noch völlig aus der Mode bringen“, hat Billy Wilder einmal über Audrey Hepburn bemerkt. Ein von großen dunklen Augen beherrschtes Gesicht sowie der superschlanke Ballerinakörper waren ihr Markenzeichen, und in ihren Filmen wurde dies stets betont. Anders als die Kindfrau Brigitte Bardot war die garçonne Hepburn keine direkte erotische Verlockung, sondern eher „die letzte Vertreterin der Romantik“, wie es Humphrey Bogart in Sabrina ausdrückt. Tatsächlich stellte sie die Antithese zu den blondierten Sexbomben und Superweibern dar, die das 50er-Jahre-Kino sonst weitgehend dominierten. Natürlichkeit, gepaart mit Sophistication, Chic und einer starken Persönlichkeit – so kreierte sie seinerzeit einen neuen Frauentyp. Die Entwicklung vom Kind zur Frau, die Transformation des „häßlichen Entleins“ in eine Prinzessin, war das Thema der meisten ihrer Filme. So auch in „Sabrina“ von Billy Wilder, der mit feiner Ironie die Courths-Mahler-würdige Geschichte einer Chauffeurstochter erzählt, die sich einen grummeligen Industriemagnaten (Humphrey Bogart) angelt.

1./2.10.

Einen der spannendsten Filme über Malerei drehte der französische Regisseur Georges Clouzot im Jahre 1956: Le mystère Picasso ist kein Film über Leben und Werk des großen Künstlers, sondern der Versuch, das Publikum direkt am Entstehungsprozeß seiner Bilder teilhaben zu lassen. Ohne zu kommentieren, schaut Clouzot dem Maler einfach bei der Arbeit zu. Durch das transparente Material, auf dem Picasso zunächst Tuschmalereien anfertigt, entsteht für den Zuschauer der Eindruck, er male direkt auf die Kinoleinwand. Später verfolgt der Film die Entstehungsphasen einiger Ölbilder, die im Gegensatz zu den Tuschmalereien die Möglichkeit bieten, den Entwurf immer wieder zu überarbeiten: So wird etwa aus einer heiteren Badeszene am sonnigen Strand im Laufe der Arbeit eine Nachtszene. Doch auch dem Genie Picasso gelingt nicht alles: „Schlecht, ganz schlecht“, befindet der Künstler selbst – und fängt noch einmal von vorne an.

26.9.–2.10.

Als in den 70er Jahren die Produktion Plan 9 from Outer Space zum schlechtesten Film aller Zeiten gekürt wurde, kam auch sein Regisseur, der längst vergessene Edward Wood Jr., zu eigentlich unverdientem Kultruhm. Tim Burton, Regisseur mit einem Faible für die dunkleren Seiten menschlicher Existenzen, schuf mit Johnny Depp als Ed Wood eine tragikomische Hommage an den Filmnarren, der völlig talentfrei – aber mit um so größerem Enthusiasmus – seine Mini-Epen um Außerirdische, Riesenkraken und Transvestiten auf die Leinwand brachte. Martin Landau brilliert als der alte drogensüchtige Dracula-Hersteller Bela Lugosi, den schon längst niemand mehr engagieren will und der in seiner Arbeit für Wood noch einmal seine frühere Würde zurückerlangt. Ed Woods Idol Orson Welles legt Burton schließlich die „Botschaft“ seines Films in den Mund: Wichtig sei doch letztlich nur, daß man keine künstlerischen Kompromisse eingehe und sich durch nichts von seinen Träumen abbringen läßt.

Lars Penning

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