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■ Filmstarts à la carteDer talentierte M. Delon

Er ist jung, gutaussehend und clever, jener „talentierte Mr. Ripley“, den sich die Schriftstellerin Patricia Highsmith für ihre Romane ausgedacht hat. Geld besitzt er allerdings keins, doch stehen ihm auf dem Weg zum Reichtum auch keine übertriebenen Moralvorstellungen oder Gewissensbisse im Wege.

Als der französische Regisseur René Clément im Jahre 1959 „The talented Mr. Ripley“ unter dem Titel Plein Soleil („Nur die Sonne war Zeuge“) verfilmte, da hatte er mit einem jungen Schauspieler namens Alain Delon (erst in seinem sechsten Film) die Idealbesetzung für die Figur des Tom Ripley gefunden. Mehrere Jahre bevor er von Jean-Pierre Melville zum Eiskalten Engel stilisiert wurde, zeigte Delon hier, daß er wie kaum ein anderer Star seines Kalibers eine faszinierende negative Energie auf der Leinwand freisetzen konnte.

Niemand wußte das Amoralische je so attraktiv zu verkörpern wie Alain Delon. Er mordet, und danach verspeist er ungerührt sein Hühnchen, er beseitigt Leichen (was einer gewissen grausamen Komik nicht entbehrt) oder schlendert einfach nur über einen Markt in Neapel – neben Delon werden alle anderen Schauspieler zu Statisten.

Mit dem spannenden Kriminalfilm schuf Clément die psychologische Studie zweier Zyniker. Anfangs könnte man sie noch für alte Freunde halten, den Herumtreiber Ripley und seinen reichen Bekannten (gespielt von Maurice Ronet), wie sie da herumalbern und kleine, grausame Scherze auf Kosten anderer Leute treiben. Doch etwas zu arrogant läßt Ronet gegenüber Ripley seinen Reichtum heraushängen und demütigt den Habenichts, wo immer er kann. Und etwas zu offensichtlich begehrt Ripley, was der andere besitzt: das Geld, die feine Kleidung, die Freundin.

Wie bei einem Schachspiel rücken die beiden rücksichtslosen Egoisten gegeneinander vor, mit tödlicher Konsequenz: Bei einem gemeinsamen Segeltörn wird Ripley seine Chance ergreifen. Doch während der Film auf ein zwar überraschendes, aber letztlich konventionelles Krimi-Ende zusteuert, bereitet der Roman dem Leser ein noch subversiveres Vergnügen: Dort kommt Ripley mit seinen herrlich amoralischen Schurkereien nämlich immer wieder davon.

„In a cartoon you can do anything“, lautete das Motto von Fred „Tex“ Avery. Und kein anderer Zeichentrickregisseur hat diese Maxime wohl jemals derart wahnwitzig und temporeich umgesetzt wie der rundliche Texaner.

Seine Spezialität waren die wüsten Verfolgungsjagden, in denen die Grenzen des Logischen und aller physikalischen Gesetze immer wieder gesprengt werden: Da landet ein Wolf mit zuviel Schwung schon mal in der Perforation des Filmstreifens, oder die Protagonisten stolpern aus bunter Farbigkeit urplötzlich ins Schwarzweiß: „Technicolor ends here.“ Keinesfalls sind Averys Cartoons als harmlose Unterhaltung für kleine Kinder zu verstehen, die viele Anspielungen sowieso gar nicht begreifen würden: wenn etwa der große böse Wolf als Adolf Hitler auftritt („Jede Ähnlichkeit mit diesem Schurken ist gewollt“), ein Iltis wie Frank Sinatra croont und die hinreißenden Pin-up-Girls als Rotkäppchen oder Cinderella die sehr freizügig umgestalteten Märchenverfilmungen bevölkern.

Daß dem unvermeidlichen Wolf beim Anblick der Girls schon mal die Augen wie Tischtennisbälle aus dem Kopf fallen, läßt sich nachvollziehen.

7. bis 10. 11. im Bali

Lars Penning

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