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FilmpartYs en masseNackt an der Haustür

Ausgehen und Rumstehen

von Jenni Zylka

Von wegen „Heten können nicht feten“, ha! „Alte Besen kehren gut, alte Weine schmecken besser, und auch alte Schachteln erfüllen ihren Zweck“, kontere ich da, und möchte gern an den Teddy-Filmpreis-Empfang am Freitag erinnern, bei dem die alten Knochen tüchtig durchgeschüttelt wurden. Es knackte richtig, auf eine angenehme Art und Weise, fast wie beim Pilates (habe ich noch nie ausprobiert, stelle es mir aber so vor).

Meine FavoritInnen auf der großen Tanzfläche der „Station“ am Gleisdreieck waren 1. eine Frau, die quasi eine Biellmann-Pirouette ganz ohne Schlittschuhe aufführte, Respekt, und 2. das Team des ghanaischen Panorama-Films „Nakom“, das von Beat 1 bis Beat 100000000 durchtanzte. Die müssen ohnehin die herrlichste Sause von allen gehabt haben: Hauptdarsteller Jacob, der bei den Publikumsgesprächen auf der Berlinale stets einwandfrei gekleidet in ghanaischer Streifentracht inklusive Kopfbedeckung und magischem Federwedel erschien, tanzte das erste Mal in seinem Leben auf einer Riesen LGBT-Party. Zwei Tage vorher hatte er das erste Mal in seinem Leben Schnee (auf der schmutzigen Straße vor dem Zoo Palast!) gesehen, wie er begeistert berichtete.

How to act

Und bei der Premiere seines schönen Films, einer Geschichte über Rootssearching um einen jungen Mann zwischen Stadt und Land, hatte er, der noch nie vorher mit Schauspiel in Berührung gekommen war, sich das erste Mal in seinem Leben auf einer Leinwand gesehen, und das in Übergröße. „Ich wollte am liebsten aufstehen und ins Publikum schreien: Guckt doch mal, das bin ich! Habe aber schnell gemerkt, dass man das hier in Deutschland nicht so macht ...“, erzählte Jacob. Und wer ihn dafür noch nicht knutschen wollte, den kriegte er ein wenig später mit der Aussage, er habe nach anfänglichen Schwierigkeiten beim Dreh („Ich konnte nicht verstehen, wieso ich die Takes so oft wiederholen sollte!“) bei Google „How to act“ eingegeben, ein paar Sätze zum Vermeiden von Over-Acting gefunden, sie angewandt und nur noch first takes gemacht. So einfach geht das! Wenn man die nötige Chuzpe mitbringt.

Samstag dann das Gleiche in Gold – oder auch nicht, denn die Preisverleihungsparty der Berlinale ist doch ziemlich anders, weniger Biellmann-Pirouetten, mehr abwägendes Hüftwiegen. Voll war’s im Crackers, genau wie die vielen Gäste, die den türgroßen Spiegel im Raucherraum mit einem Durchgang zu weiteren Räumen (in denen ebenfalls jede Menge nette RaucherInnen sitzen!) verwechselten, und diverse Nasenabdrücke an der Oberfläche hinterließen. Kann sogar sein, dass einer dieser Abdrücke von meinem eigenen Zinken stammt. Hatte mich in der Tat ein wenig gewundert, dass die alte Frau mit den schicken Sachen so gar nicht aus dem Weg gehen wollte. Aber wenn man doch auch so schlecht sieht, sobald es dunkel und verqualmt ist? Wie soll das erst in der Hölle werden!?

Sonntag ging ich zuerst im Regen spazieren, denn das tut dem Gemüt gut, ordnete dann die zehn Tage liegengebliebene Korrespondenz und entschloss mich hernach, dem Postboten eine neue Türklingel zu spendieren, in Busenform (mit Mamille als Klingelknopf). Selbst wenn der Postbote NICHT heteronormativ funktioniert, kann er sich doch bestimmt daran erfreuen! Die Nachbarn über uns hatten vor einer Weile eine Karte neben ihren Briefkasten gehängt, auf der „Wer nackt an meiner Haustür klingelt, bekommt einen Luftballon!“ stand, und das kam angeblich ganz gut an. Ich vermute natürlich, dass die beiden Jungs konsequenterweise auch nackt die Tür öffneten. Im briefträgerinternen Kreuzberger Mietshaus-Highscore hätte uns das jedenfalls garantiert auf die Pole Position gekickt.

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