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Feldversuch mit RiesenlastwagenDie Gigaliner kommen

Die Verkehrsministerkonferenz hat den Weg für Riesenlaster frei gemacht. In einem Feldversuch werden die Gigaliner ab Herbst auf deutschen Autobahnen unterwegs sein.

Gigaliner: die unumstrittenen Könige der Landstraße. Bild: dapd

KÖLN dpa | Die Verkehrsminister der Länder haben den Weg für den umstrittenen Feldversuch mit Riesenlastwagen frei gemacht. Ein Antrag, den von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) geplanten Versuch abzulehnen, fand bei der Verkehrsministerkonferenz am Donnerstag in Köln keine Mehrheit. Genau die Hälfte der Länder stimmte gegen den Antrag. Nach den Plänen von Ramsauer soll das Experiment mit den 400 bis zu 25,25 Meter langen Gigaliner im Herbst starten.

"Wir erwarten aber schon, dass der Versuch nicht in den Ländern stattfindet, die ihn aus guten Gründen ablehnen", sagte der Vorsitzende der Konferenz, Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD). "Das dichte Autobahnnetz, viele Baustellen, die Staus - wir können uns nicht vorstellen, dass da der Lang-Lkw eine Lösung anbietet", sagte NRW-Minister Harry Voigtsberger, der gegen den Versuch ist.

Weiteres Hauptthema der Konferenz war die künftige Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur. Das Problem reduziere sich nicht auf die Frage, ob eine Pkw-Maut eingeführt werden soll oder nicht, betonte Vogelsänger. Auf der Verkehrsministerkonferenz habe es weder eine Abstimmung noch einen Beschluss zur Pkw-Maut gegeben. Dazu solle eine Arbeitsgruppe aus Bund und Ländern Vorschläge erarbeiten. Dabei sollten alle Optionen zur Verbesserung der Finanzsituation geprüft werden, "auch die steuerfinanzierte Option".

Der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Rainer Bomba, forderte "eine offene und ehrliche Debatte" darüber, welche Instrumente genutzt werden könnten, um eine dauerhafte Finanzierung des Verkehrswegenetzes sicherzustellen.

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4 Kommentare

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  • Y
    Yadgar

    Ach was, Gigaliner, Fitzelkram! Was wir brauchen, ist ein europaweites 10000-mm-Ultrabreitspurbahn-Netz! 40 Meter hohe atomreaktorgetriebene Monsterloks, die 20 Kilometer lange Züge ziehen, Güterzüge mit mehreren Millionen Tonnen Fassungsvermögen, rollende Städte mit sechsstöckigen Luxuswaggons, Einkaufszentren, Sporthallen, Multiplex-Kinos... dass für den Bau der Trassen das eine oder andere Mittelgebirge weggesprengt und die Bevölkerung der einen oder anderen Großstadt nach Burkina Faso deportiert werden muss, ist leider nicht zu vermeiden, schließlich geht es hier um den STANDORT DEUTSCHLAND!

  • AS
    Augsteins Sohnemann

    Dazu hat Jakob Augstein einen hervorragenden Artikel im Spiegel geschrieben, der das Problem perfekt zusammenfasst:

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,790137,00.html

  • B
    Bitbändiger

    Es ist schon fast beeindruckend, mit welch hartnäckiger Beflissenheit dieser Herr Ramsauer die Interessen der Transportgewerbe-Lobby durchboxt. Mit gewaltigen Argumenten, die sie ihm aufgeschrieben haben (und die genüsslich zu zitieren der taz übrigens gut angestanden hätte):

     

    - 30% Spritersparnis, weil 2 GL (zul Gesamtgewicht: 88 t) 3 konventionelle Lastzüge (zul Gesamtgewicht: 120 t, abzügl. 1 Zugmaschine) ersetzen werden,

     

    - höhere Sicherheit durch Abstandsradar (für konventionelle Lastzüge nicht verfügbar?),

     

    - (..?) oh, da hört's ja schon auf.

     

    Dass eine Geistesgröße wie Herr Ramsauer nicht versteht, worauf er sich da einlässt, und als Nutzer der Flugbereitschaft sowie eines dicken Dienstwagens mit Chauffeur vom realen Verkehrsgeschehen auf unseren Straßen keine Ahnung hat, verwundert nicht. Das Schlimme ist, dass dieser Schwachsinn sich nach Abschluss der "Versuchsphase" erfahrungsgemäß nicht mehr zurückdrehen lassen wird. In der Folge geht dann das Gejammer über die für diese Blechungetüme erst recht unzureichende Straßeninfrastruktur wieder los. Wer das dann wohl wieder bezahlen wird...

  • H
    harry

    Das wird ja demnächst alles noch besser, wenn Berlin bald im Bundesrat mit Rücksicht auf die cdu Koalitionäre über Gesetze zur Verkehrspolitik abstimmt.