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Falsche Fuffziger -betr.: "Rosi Rolands Bremer Geschichten", taz vom 4.6.94

Betr.: „Rosi Rolands Bremer Geschichten“, taz vom 4.6.94

Au weia, kann frau da nur sagen; wer hat Rosis hübsche Ohren mit so viel dummen Zeug gefüllt und welche momentane Schwäche hat sie dazu veranlaßt, aus falschen politischen Fuffzigern blanke Heller zu machen? Da wird manchen politisch in der Verantwortung stehenden Menschen in dieser Stadt die Diskussion um die protegierte Kinderschule zu unangenehm und flugs wird aus einem inhaltlichen ein persönliches Problem gemacht.

Diese Aktion macht die Kinderschule nicht unumstrittener, schafft keinen finanziellen Spielraum für von Kürzungen massiv betroffene Betreuungsprojekte in sozial benachteiligten Gebieten und sichert der Kinderschule auch nicht unbedingt „ihre“ halbe Million für den Umbau der Lothringer Straße. Liebe Rosie, weißt Du eigentlich, daß an diesem Standort seit Jahrzehnten Unterricht stattfindet und eine Sanierung bisher an den leeren Kassen gescheitert ist? Du nennst Deine „Bremer Geschichte“ salopp „Schulkampf als Machtkampf“ – was bleibt Dir an sprachlichem Spielraum, wenn es tatsächlich um strukturelle Auseinandersetzungen im Bildungsbereich geht, z.B. bei der anstehenden Diskussion um die Schulbezirksgrenzen in der Sekundarstufe 1? Diese mehr männlich geprägte Kampfsprache ist doch etwas boulevardpressmäßig und was übrigbleibt, ist viel heiße Luft...

In der nächsten Woche trinken Bringfriede Kahrs und ich zusammen mal wieder einen Kaffee in gemütlicher Runde, vielleicht kommst Du einfach dazu, statt an den Stammtischen dem jüngsten Gerücht nachzuspühren. Dort können wir dann am Rande von inhaltlichen Gesprächen auch über meine Schuhgröße und die meiner Kinder sprechen – in lockerer Runde wollen wir aber dann nicht vergessen, ob wir genug Unterstüzung finden können, um Kippenberg doch noch in ein Schulzentrum der Sekundarstufe 1 umzuwandeln – oder wie wäre es mit der „Integrierten Stadtteilschule Schwachhausen“? Liebe Rosie, es gäbe da wie Du siehst noch einiges zu bereden – und wenn Du mal wieder in „Geschichtennot“ gerätst, ich wüßte da abseits von personellen Hypothesen doch so manches inhaltliches Problem, daß Du auf Deine Plattform heben solltest. Natürlich liebe ich Dich weiter und freue mich schon auf nächsten Sonnabend.

Übrigens, was schreibst Du im Sommerloch, Schwester?

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