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Falsche Antwort auf falsche Fragen –betr.: „Die Angst vor dem eigenen Vorurteil“, Kommentar von Wolfgang Gast, taz vom 27./28. 2. 99

Da ich selbst hin und wieder bei dem Bielefelder Meinungsforschungsinstitut als Telefoninterviewer tätig bin, kann ich das Problem mit den falschen Antworten, die man auf falsche Fragen erhält, aus eigener Erfahrung voll und ganz bestätigen.

Ist es etwa keine Manipulation, wenn den Befragten mit der Frage ein Problem vorgegeben wird, das diese gar nicht als solches betrachten? Konkret: Im Rahmen einer beliebten Emnid-Standardumfrage wird danach gefragt, welcher der großen Parteien SPD und CDU/ CSU die Interviewten am ehesten zutrauen, eine Reihe von genannten Problemen „in den Griff zu bekommen“. Neben den Schlagworten Arbeitslosigkeit und Kriminalität wird auch jedes Mal „das Ausländerproblem“ abgefragt. „Welche der beiden großen Parteien ist Ihrer Meinung nach am ehesten in der Lage, das Ausländerproblem in den Griff zu bekommen?“ Nachdenkende ZeitgenossInnen können mit einer solchen Frage natürlich nichts anfangen, weil sie ja suggeriert, daß es „das Ausländerproblem“ für jed(n) der Befragten gibt. Da eine abweichende, differenzierte Antwort jedoch nicht möglich, weil nicht vorgesehen, ist, werden die Befragten von den InterviewerInnen dazu gedrängt, sich doch bitte schön für eine der großen Parteien zu entscheiden. So kommt es zu Ergebnissen, wie sie der kleine Moritz nicht anders erwartet hat. [...] Name und Anschrift sind der Red. bekannt

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