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Faktenarm und fehlerhaft -betr: "Süchtig nach Trompeten", taz vom 16.2.96

Betr.: „Süchtig nach Trompeten“, taz vom 16.2.

Mit Kopfschütteln lese ich den in sowohl politischer als auch musikalischer Hinsicht faktenarmen und fehlerhaften Artikel „Süchtig nach Trompeten“ der taz-Autorin Ute Schalz, das Konzert vom Markus Stockhausens Trompetenquartett betreffend. Derartig unsaubere journalistische Äußerungen sind in diesen Tagen selbst ein Politikum und alles andere als hilfreich. Ich beziehe mich aus Platzgründen nicht einzeln auf die vielen Ungenauigkeiten des Textes, sondern äußere mich zu zwei wesentlichen Punkten:

1. Musik: Über die Musik des Abends selbst fällt praktisch kaum ein Wort. Es finden sich pauschale Urteile (positive wie negative), die als private Meinung wenig aufschlußreich bleiben. In erster Linie entfaltet die Verfasserin ihr gestörtes Verhältnis zum Vater des Quartettleiters, dessen Musik im Programm kaum zehn Prozent einnahm. Von den die Hauptsache des gut zweistündigen Konzertabends ausmachenden anderen zeitgenössischen KomponistInnen Beetz, Donatoni, Gubaidulina, Kagel, Ketting, Arvo Pärt und M. Stockhausen findet nur Gubaidulina überhaupt Erwähnung. Genau zu beschreiben, welche von den Musikern durch exakt durchdachte Nutzung der architektonischen Gegebenheiten des Übersee-Museums möglich gemachten Klangerlebnisse für die ZuhörerInnen die „helle Freude“ waren, wäre das eigentliche Thema gewesen. Kaum andere von mir zuvor eingeladene Musiker haben so sorgfältig und überzeugend den musikalischen Parameter „Raum“ künstlich gestaltet.

2. Politik: Wesentlich war: das gutbesuchte und musikalisch gelungene 353. DACAPO-Konzert ist ohne Budget zustandegekommen. Kein Lamento, sondern wie immer inhaltsbetont hat die Veranstaltung gegenüber der Politik wortlos und nur mit Klängen unsere ungebrochene Leistungsbereitschaft demonstriert. Wir hoffen nach wie vor, daß die Entscheidungsmächtigen ein Einsehen haben und nicht einfach eine völlig gesunde, mittlerweile seit einem Jahrzehnt bestehende Bremer Kulturinstitution um unverständliche 50 Prozent dezimieren. Bislang ist nichts entschieden und alles offen. Einen verabschiedeten Kulturhaushalt gibt es nicht. Der Kultursenatorin gingen zahllose Briefe aus der ganzen Republik zu; Tenor: „Nehmen Sie bitte die angedachte Kürzungsquote komplett zurück, es lohnt sich.“

Ingo Ahmels

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