FDP verliert Tausende Mitglieder: Liberaler Abwärtstrend
Die Zahl der FDP-Mitglieder sinkt seit der Bundestagswahl 2009. Damit sind sie nicht alleine: Auch SPD, CDU und Linke schrumpfen seit Jahren. Nur die Grünen verzeichneten ein Rekordjahr.
BERLIN dapd | Die FDP hat den stärksten Mitgliederschwund seit 15 Jahren zu verzeichnen: Mehr als 5.000 Liberale haben die Partei 2011 verlassen, sagte ein Sprecher der FDP am Donnerstag in Berlin. Die Zahl der Mitglieder fiel demnach bundesweit um 7,5 Prozent auf 63.416. Damit setzt sich in der FDP ein Abwärtstrend fort, der schon nach der Bundestagswahl 2009 einsetze: Ende 2010 hatten die Liberalen 68.541 Mitglieder, Ende 2009 waren es noch 72.116.
Bestimmte Ereignisse wie etwa der Euro-Mitgliederentscheid hätten aber nicht zu einem sprunghaften Anstieg der Austritte geführt, betonte der Sprecher. Vielmehr sei die Mitgliederzahl in den vergangenen zwölf Monaten kontinuierlich gesunken. Die FDP hatte 2011 wiederholt mit innerparteilichen Streitigkeiten, Rücktritten und Wahlniederlagen zu kämpfen.
CDU und SPD unter der 500.000er-Marke
Auch die beiden großen Volksparteien CDU und SPD mussten in diesem Jahr erneut Verluste hinnehmen: Erstmals sind die Mitgliederzahlen unter die psychologisch bedeutsame Marke von einer halben Million gefallen: Die CDU schrumpfte zum Stichtag am 30. Oktober um rund 2,3 Prozent auf 493.864 Mitglieder. Bei der SPD verlangsamte sich der Abwärtstrend etwas, sie verlor etwa 1,7 Prozent ihrer Mitglieder und liegt nun bei 493.664.
Empfohlener externer Inhalt
Die Mitgliederzahlen von CDU und SPD sind bereits seit den späten 1970er Jahren rückläufig. Allerdings kommt es bei beiden - anders als etwa bei der FDP - nicht zu massiven Austritten. Vielmehr liegt die Zahl der Todesfälle regelmäßig über den der Neueintritte. Der Berliner Politologe Oskar Niedermayer hält den Prozess nicht für überraschend: "Bei der CDU schlagen sich die Turbulenzen der Regierung im vergangenen Jahr nieder", sagte er der "Frankfurter Rundschau". Und die SPD würde sich langsam konsolidieren.
Neuer Rekord bei den Grünen
Grund zur Freude haben dagegen die Grünen: Die Partei hatte seit ihrer Gründung noch nie so viele Mitglieder wie heute. In diesem Jahr wuchsen die Grünen um rund 6.000 (11,3 Prozent) auf 58.959 Mitglieder, wie eine Sprecherin mitteilte. "Der Zuwachs zeigt, wie wichtig grüne Themen geworden sind", fügte die politische Bundesgeschäftsführerin der Grünen, Steffi Lemke, hinzu. "Aus unserer Befragung wissen wir, dass sich die Neumitglieder für ökologische und soziale Politik einsetzen wollen."
Empfohlener externer Inhalt
Für die Grünen geht es seit 2009 stetig bergauf: Vor zwei Jahren waren 48.089 Mitglieder registriert, 2010 waren es 52.670. Die Grünen sowie die FDP hatten ihre Mitgliederzahlen zum Stichtag 20. Dezember ermittelt.
Die Linke hat indes weiter an Zulauf verloren: Es sei davon auszugehen, dass die Partei derzeit "rund 70.000 Mitglieder" umfasst, sagte ein Sprecher. Genaue Zahlen wollte er nicht nennen. 2010 war die Linke bereits um 5,6 Prozent auf 73.658 Mitglieder gefallen. Im Jahr der Bundestagswahl 2009 waren es noch 78.046 Mitglieder. (Grafiken von Lalon Sander)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!