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Archiv-Artikel

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Finalzeit in der NBA – zum zwölften Mal spielen die LA Lakers gegen Boston um den Titel

Die Fans der NBA dürfen sich auf einen Klassiker freuen. Donnerstagnacht steigt das Duell der Los Angeles Lakers gegen die Boston Celtics. Es ist, als würden wiedererstarkte Galaktische von Real Madrid im Finale der Fußball-Champions-League gegen Manchester United antreten. Die Lakers und die Celtics treffen in der Geschichte der US-Basketball-Profiliga bereits zum zwölften Mal aufeinander – zuletzt war das im Jahre 2008 der Fall, als die Korbjäger von der Ostküste über ihre Kollegen von der Westküste mit 4:2 obsiegten.

Da die Celtics in den 60er-Jahren mit Spielern wie Bill Russell und Tom Sanders die Hegemonialmacht schlechthin in der NBA waren, führen sie das Finalduell mit 8:3-Siegen ziemlich souverän an. Doch Boston, dessen Glücksbringer seit Jahrzehnten das – allerdings nur dreiblättrige – Kleeblatt ist, läuft Gefahr, nach dieser Serie einen Titel teilen zu müssen: den des erfolgreichsten Teams. Boston hat bisher 17 Mal das Finale gewonnen, die Lakers könnten jetzt mit einem Sieg gleichziehen, rechnet man bei ihnen die Meisterschaft von 1948 in der National Basketball League mit dazu.

Die Waagschale würde sich künftig also nicht mehr zugunsten der Celtics neigen, wofür in erster Linie der korbgeile Dribbelkünstler der Lakers, Kobe Bryant, verantwortlich sein dürfte. Seine durchschnittliche Korbausbeute unter der Saison (27 Punkte pro Partie in insgesamt 82 Spielen) hat er in den Playoffs noch einmal um 2,4 Punkte steigern können.

In seinen letzten zehn Playoff-Partien, die er nach einer leichten Knieverletzung nahezu schmerzfrei spielen konnte, kam er sogar auf einen Schnitt von 32,5 Punkten bei einer soliden Trefferquote von 52,4 Prozent. Das heißt: Jeder zweite Wurf von Bryant flutscht sicher durch die Reuse. Das Team der Lakers um Pau Gasol, Derek Fisher oder Ron Artest funktioniert wie ein Hochleistungsmotor, doch die Extraportion PS gewinnt es durch Bryant, den Turbolader im Team.

Der 31-Jährige gilt jetzt schon als wichtigster Spieler der Playoffs. In der regulären Saison war LeBron James sicher der kompletteste Akteur, doch er hat es mit seinen Cleveland Cavaliers wieder einmal nicht bis ins Endspiel geschafft. Es waren die Boston Celtics, die James’ Ambitionen stoppten, und das, obwohl sie in der schlechteren Ausgangslage waren. Boston musste in der Best-of-Seven-Serie mehr Spiele in des Gegners Arena austragen.

Das ist jetzt auch gegen die Lakers der Fall, die in den Playoffs kein einziges Spiel zuhause verloren haben. Boston hat in der Hauptsaison ein wenig gepokert, daher der Nachteil. Celtics-Coach Doc Rivers hatte nicht die Absicht, wie die Cleveland Cavaliers (61 Siege und 21 Niederlagen) als rein faktisch bestes Team in die Playoffs zu gehen. Er kalkulierte ein paar Pleiten, insgesamt 32, ein, dafür sind jetzt seine Topspieler Kevin Garnett und Paul Pierce in Form, frei von Verletzungen und bereit, die Lakers herauszufordern. Boston ist auf den Punkt topfit, denn mit Orlando und Cleveland hat man die Favoriten jeweils düpiert.

2008 war es Pierce, der zum besten Mann der Finalserie gewählt wurde. Das soll sich nach dem Willen von Lakers-Coach Phil Jackson jetzt ändern. Vor einem Jahr hat Jackson Pierce bei einem privaten Aufeinandertreffen im Scherz dazu aufgefordert, schnellstmöglich ins Finale vorzustoßen, denn er wolle noch einmal auf die Celtics treffen, um die Schmach von 2008 zu tilgen. „Nichts ist schlimmer, als ein NBA-Finale zu verlieren“, sagt Jackson. Er muss es wissen. Der Erfolgstrainer, dessen Vertrag nach den Playoffs ausläuft, hat das schon zweimal durchmachen müssen. Jackson will es kein drittes Mal erleben. Lakers-Center Andrew Bynum, der 2008 in den Finals verletzt war und nun auf Wiedergutmachung sinnt, soll die Sache für Jackson auf dem Parkett regeln – und natürlich Kobe Bryant. MARKUS VÖLKER