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Archiv-Artikel

Etwas mehr differenzierte Kritik

Betr.: „Nur der Dom war überfordert“, taz nord vom 3. 9. 2007

Irgendeinem yuppigen Werbefuzzi ist in seiner musikalischen Beschränktheit die sprachliche Ähnlichkeit zwischen „Shoppen“ und „Chopin“ aufgefallen, und schon wird daraus das Motto für die Eröffnungsveranstaltung des Bremer Musikfestes. Soll ich mir beim „Mitternachts-Shopping“ in der Pause zwischen Vivaldi und Bach noch eine Unterhose kaufen? Oder soll ich mit der Aldi-Tüte wie bei Kresniks Fidelio den Takt schlagen? Mögen auch die „Sponsoren“ in ihrer abgegrenzten Abgeschiedenheit ihren Sekt in ruhiger Atmosphäre getrunken haben: Der Marktplatz mutierte mit billigsten Plastikmöbeln zu einer Rummelbude, Laser suchten wie Flakscheinwerfer den Himmel ab und verwirrten mit ihren Lichtkegeln die Barock-Musiker in der Oberen Rathaushalle. Die Eröffnung des Bremer Musikfestes: ein Mix zwischen Nürnberger Parteitag und Schützenfest! Im Weser-Kurier nur Lobhudelei – Unabhängigkeit ist wegen aktiver Beteiligung nicht gegeben. Etwas mehr differenzierte Kritik hätte ich von der taz erwartet. Für das nächste Jahr empfehle ich den Bremer Musikfreunden das Schleswig-Holstein-Musikfestival: Hier steht in Scheunen, Kuhställen und Gutshöfen noch die Musik im Vordergrund. CARSTEN SCHNOOR, Bremen