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Archiv-Artikel

Etwas mehr Redlichkeit

betr.: „Ein toller Geschichtenerfinder“ von Jochen Schmidt, taz vom 19. 1. 06

Soso, Freud wäre er also gern gewesen, Ihr Autor Jochen Schmidt. Er schreibt: „Heute weiß keiner mehr richtig, was Psychoanalyse ist.“ Keiner stimmt nicht, aber Herr Schmidt gewiss nicht. Er kramt lediglich – und das ziemlich unsystematisch – in den Schriften des Urvaters, um letztlich zu rationalisieren, warum er ein schlechter Schriftsteller ist. Dafür ist Freud also doch noch nützlich? In einer der vielen Festschriften dieser Zeit wurde darauf hingewiesen, dass es im Jahr 2006 recht unredlich sei, das zu kritisieren, was Freud zu seinen Lebzeiten von sich gab (bis maximal 1939) und – das ist das Entscheidende – selbiges (implizit) mit der heutigen Theorie der Psychoanalyse gleichzusetzen. Also: Etwas mehr Redlichkeit!

BERNHARD STRAUSS, Weimar/Jena