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Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Wer weiß noch, das am Spreeufer gegenüber der Museumsinsel einmal ein kleines Schloss stand? 1703 errichtet, als kleines Lustschlösschen im Grünen. Berlin war ja noch eine beschauliche Residenzstadt und nicht aus allen Nähten geplatzt. 1703 gab es hier noch viel Landluft, Wasser und Natur. Besonders gern zogen sich hierher die preußischen Königinnen zurück, manchmal auch diverse Mätressen der preußischen Könige. Im Krieg zerstört und seine Ruinen 1959 abgetragen, erinnert heute nur noch der Park daran, der den Namen des Schlösschens trägt: der Monbijoupark.

Auch in der Theatergeschichte hat es Spuren hinterlassen. Hier nämlich wurden die allerersten Szenen von Goethes „Faust“ öffentlich aufgeführt. Sofern man bei der illustren höfischen Gesellschaft, die hier damals das Publikum bildete, überhaupt von „öffentlich“ sprechen kann. Zu dieser Zeit hatte das Schloss als Sommerresidenz längst ausgedient und war zum Ort königlicher Sommervergnügen geworden. Ein gewisser Fürst Radziwill, der mit einer Nichte Friedrichs II. verheiratet war und nicht nur ein begabter Politiker, sondern auch ein Komponist gewesen ist, hatte die Musik zu Goethes Drama geschrieben.

1819 kam es dann im Tanzsaal von Schloß Monbijou auf Radziwills Initiative zur Aufführung einiger Szenen des Dramas. Auf diese Tradition beruft sich nun das Theater an der Museumsinsel. Es ist die Freilicht- und Sommerbühne, die aus den heftig geführten Auseinandersetzungen um das Monbijou-Theater im Frühjahr hervorgegangen ist, das über zwanzig Jahre an dieser Stelle spielte. Doch im Frühjahr musste nach vielen Querelen der bisherige Theaterchef Christian Schulz gehen und Bühnenbildner David Regehr, Regisseur und Dramaturg Maurici Farré und Schauspieler Matthias Horn übernahmen, einst Partner von Schulz und dann erbitterte Gegner.

Am 14. Juni eröffnete das Theater unter neuem Namen und mit neuen Betreibern. Und zwar mit „Faust“: zum 200. Jubiläum der heimlichen Uraufführung des deutschesten aller Dramen. „Faust – Schönheit Liebe, Arbeit“ ist der von Maurici Farré inszenierte Abend überschrieben. Man kann hier auch ein paar Zeitgenoss*innen von 1819 begegnen, Karl Friedrich Schinkel etwa. Allen voran natürlich Fürst Anton von Radziwill.

Es gibt auch einen „Faust“ für Kinder im Programm, als Spiel mit drei Puppen und sechs Schauspielern (Theater an der Museumsinsel: „Faust – Schönheit, Liebe, Arbeit“, „Faust für Kinder“: 1.–10. 7. wechselnde Anfangszeiten alle Infos: www.theater-museumsinsel.de).

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