Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen:
Die Bagger kommen noch nicht gleich, aber sie werden kommen und den historischen Theatern den Garaus machen. Im Mai finden in den beiden Ku’damm-Theatern die letzten Vorstellungen statt. Dann werden die Bühnen abgerissen, die ein Zeugnis der Roaring Twenties in Berlin sind: als der Kurfürstendamm mit seine vielen Lichtspielhäusern Berlins Broadway war. Damals nämlich hatten der Theatermacher Eugen Robert (der schon das Kreuzberger Hebbel Theater und die Münchner Kammerspiele erbauen ließ) hier eine schicke Boulevardbühne zu bauen, wo die Leute die Leinwandstars live erleben konnten. Das Konzept zündete und direkt gegenüber machte der damals berühmteste aller Theatermacher Max Reinhardt dann ein zweites solches Theater auf und übernahm wenig später auch das Theater seines Konkurrenten Robert. Die beiden Bühnen am Kurfürstendamm haben viel erlebt und vor allem überlebt. Den Zweiten Weltkrieg zum Beispiel. Ein schwerer Schicksalsschlag war, als sie Anfang der 1970er Jahre mit dem scheußlichen Ku’damm-Karree umbaut wurden beziehungsweise eigentlich einbetoniert. Trotzdem blieben es berühmte Theater, wo nun nicht mehr Kino-, sondern Fernsehstars live in Erscheinung traten, der große Harald Juhnke zum Beispiel. Nun ist nach über zehnjährigem Streit alles aus. Die Abrissspielzeit wurde eingeläutet und tritt jetzt nun mit einer Art Traumspiel mit Musik noch einmal gegen die krude Wirklichkeit an: In „Das Wunder vom Ku’damm“ wird ein letzter Kampf um die Theater gekämpft, unter anderem von und mit Barbara Schöne. Und am Ende landet sogar ein Ufo auf dem Kurfürstendamm, wenn man der Ankündigung glauben kann, und rettet die Theater am Kurfürstendamm (Theater und Komödie am Kurfürstendamm). Premiere (zu der gewiss Le Tout-Berlin erscheinen wird) ist am 3. Februar um 20 Uhr.
Im Übrigen hat im Haus der Kulturen das traditionsreiche Medienkunstfestival „Transmediale“ begonnen. Das Festival hat sich auf die Fahnen geschrieben, neue Verbindungen zwischen Kunst, Kultur und Technologie herzustellen. Es gibt Performances, die Ausstellung „Territories of Complicity“ (die sich vorgenommen hat, zu erforschen, wie technologische Infrastrukturen unsere wirtschaftlichen, soziopolitischen Wirklichkeiten formen), Workshops, Panels, eine Konferenz und ein Film- und Videoprogramm mit einer internationalen Auswahl experimenteller, essayistischer und dokumentarischer Kurzfilme. Die Transmediale ist eine Veranstaltung nicht nur für Hardcore Techies (Haus der Kulturen der Welt: „Transmediale“, alle Infos: transmediale.de).
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