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Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Wer es in unseren netzbasierten Zeiten nicht mehr angebracht findet, einfach bloß still im Dunkel eines Zuschauerraums zu sitzen und einer Darbietung auf der Bühne zu folgen, sondern selber mitspielen möchte, der könnte am 30. Januar in den Sophiensaelen an der richtigen Adresse sein. Da nämlich hat die neue Produktion „Brot und Spiele“ der Performancegruppe „Interrobang“ Premiere. Der Name der Truppe geht auf ein selten verwendetes Satzzeichen zurück, in dem Frage- und Ausrufezeichen verschmolzen sind, eine Art empathisches Fragezeichen also: das Interrobang. Unter diesem (Vor-)Zeichen erarbeitet die Gruppe interaktive und interdisziplinäre Projekte, in denen „Reflexion und Überschreitung bestehender sozialer und ökonomischer Strukturen und Regeln möglich werden“. Nachdem sich die letzte Produktion mit unserer like- und dislike-basierten „Emokratie“ befasste, wird nun die zunehmende Unterwerfung unseres Gemeinwesens unter das Regime der „Gamifizierung“ untersucht: also jene scheinbar spielbasierten Partizipations- und Rankingangebote, die uns einem permanenten Wettbewerb unterwerfen und uns zu immer rücksichtsloseren Egoshootern und Gladiator*innen macht (Sophiensaele, 30. & 31. 1., jeweils 19.30 Uhr).

Mit der Darstellenden Kunst im Digitalzeitalter setzt sich auch das Symposium „Playing with Virtual Realities“ am 25. 1. im Dock 11 auseinander, das ein Projekt des Exzellenz-Clusters Bild Wissen Gestaltung der Humboldt-Universität ist. In Panels und Performances soll untersucht werden, wie „VR-Technologie und die körperlichen Praktiken von Gaming und Tanz Imagination und Wahrnehmungserfahrungen kreieren und inszenieren“. Die Performance, in der die Überlegungen szenische Gestalt bekommt, ist Resultat eines interdisziplinären Labors – eine wechselseitige Intervention von Tanz, Gaming, VR-Design, Technik-Philosophie, Philosophien von körperlicher Wahrnehmung und Performance Philosophie (Dock 11 & Eden Studio, 25. 1., 13 Uhr –20.45 Uhr. Alle Infos: www.dock11-berlin.de).

Dass Theater nicht mehr zwingend auf der Bühne stattfinden, ja nicht mal mehr herkömmliches Theater sein muss, gehört ja zu den Thesen, mit denen die neue Volksbühne angetreten ist. Ab dem 31. 1. dient nun der altehrwürdige Bau am Rosa-Luxemburg-Platz als nächtliche Projek­tionsfläche für Fotos des 2014 verstorbenen großen Fotografen Michael Schmidt. Diese entstanden Mitte der 1980er Jahre in Zusammenarbeit mit Einar Schleef im Projekt „Waffenruhe“ (Ab 31. 1. Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr).

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