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Archiv-Artikel

Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Es war einer der größten Sündenfälle der DDR-Kulturpolitik. Sein Gift wirkte ähnlich schleichend wie das der Biermann-Ausbürgerung 15 Jahre später: der Skandal um die Absetzung von Wolfgang Langhoffs Inszenierung des Peter-Hacks-Stücks „Die Sorgen und die Macht, dessen Titel Hacks zu allem Überfluss auch noch aus einem Ulbricht-Zitat destilliert hatte. Das Drama verhandelte DDR-zugewandt und affirmativ Mängel in der Produktion. Trotzdem wurde das Stück abgesetzt und Wolfgang Langhoff, der einer der bedeutendsten deutschen Theatermacher des 20. Jahrhunderts war, verlor seinen Posten als Intendant des Deutschen Theaters. Kaum zwei Jahre darauf starb er, der für seine kommunistischen Überzeugungen im KZ gesessen und darüber 1934 den dokumentarischen Bestseller „Die Moorsoldaten“ geschrieben hatte – ein Buch, aus dem die Weltöffentlichkeit zum ersten Mal vom Terror der Nazis gegen ihre politischen Gegner erfuhr. Nun, wo die Zukunft, an die Hacks und Langhoff noch glaubten, schon Vergangenheit ist, Hacks hingegen eine Renaissance erlebt und auch manche ökonomische Frage immer noch offen ist, haben Jürgen Kuttner und Tom Kühnel das 1960 uraufgeführte Stück über Fragen der Liebe und der Planerfüllung wieder ausgegraben. Es eröffnet am Samstag die Spielzeit im Deutschen Theater. Die Rue Princesse ist eine berühmte Vergnügungsmeile in Abidjan, der Metropole der Elfenbeinküste. Und es ist ein deutsch-afrikanisches Festival, das Monika Ginterdorfer, Knut Klaßen und Franck Edmond Yao ins Leben gerufen haben. Drei Tage lang wird es ab Donnerstag durch das Haus der Kulturen der Welt toben: als deutsch-afrikanische Idiosynkrasie und Auseinandersetzung mit westafrikanischer Kultur und ihren Lebenswelten, Tanz, Musik, Video, Performance und Theater, Fragen des Kunst- und Partymachens.

■ „Die Sorgen und die Macht“: Deutsches Theater, ab Sa.

■ „Rue Princesse“: Haus der Kulturen der Welt, Do.–Sa. www.hkw.de