■ Es geht nicht nur um Schadenbegrenzung : Es geht um Arbeitnehmerrechte!
betr.: „Opel unter Druck. Der Gegner heißt Globalisierung“, taz vom 14. 10. 04
Zugegeben, überrascht hat es mich schon, im Kommentar von Stephan Kosch zu lesen, wie die taz einer Rhetorik folgt, die eher aus der FAZ bekannt ist. Kosch schreibt, die Opel-Belegschaft hätte es gar nicht mit einem Konzern, sondern mit etwas viel Größerem zu tun, einer Art Weltformel, gegen die man sich besser nicht zur Wehr setzt: die Globalisierung. Was soll das heißen? Einer Welt-AG stellt man sich nicht in den Weg, wenn man im popeligen Bochum wohnt? Zu Recht stellen die Mitarbeiter des Erfolgskonzerns den Wert ihres Arbeitsplatzes über den des Produkts. Nur um die Relationen zu wahren, wir leben von unserer Arbeit, nicht von unseren Autos.
Die „dunkle Bilanz“ des Konzerns geht auf Fehler in der Unternehmensführung zurück oder auf die Tatsache, dass wir so viele Autos, wie produziert werden, gar nicht brauchen. Weil die Arbeiter in Bochum daran aber keine Schuld tragen, sollten sie sich wehren. Wehren gegen das Märchen, sie hätten die Globalisierung als „Gegner“ und nicht einige Vorstandsmitglieder aus Fleisch und Blut in Detroit, über deren Verantwortlichkeiten in dem Zusammenhang vermutlich noch zu reden wäre. Dafür lohnt es sich zu kämpfen, dass deutlich wird, dass Liberalisierungsfolgen auf die Entscheidungen Einzelner zurückgehen. Gerade können wir dies wieder im von EU-Kommissar Bolkenstein angeregten Prozess gegen das VW-Gesetz beobachten. Wenn dort in fünf Jahren die Standortfrage gestellt wird, weil ein Investor dann alleine das Sagen hat, erinnern wir uns daran, dass nicht die Globalisierung, sondern unsere liberale EU-Kommission zum Anstoß pfiff. Die Aussicht, ohne Widerstand weniger schlecht dazustehen als mit Widerstand, hat sich selten ausgezahlt. Es geht nicht nur um Schadenbegrenzung. Es geht wie immer auch um Arbeitnehmerrechte. Dafür lohnt es sich zu kämpfen.
JAN KRUSE, Köln