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Erzbischof von Managua soll vermitteln

■ Der prominente innenpolitische Gegner der Sandinisten, Kardinal Obando y Bravo kommt als einziger Verhandlungspartner für die Contra–Führung in Frage / Contra fordert nach wie vor politische Verhandlungen als Voraussetzung für den Dialog

Managua/Washington (wps/ afp/ap/taz) - Der Erzbischof von Managua, Kardinal Obando y Bravo, soll einen Waffenstillstand zwischen den nicaraguanischen Streitkräften und der Contra aushandeln. Nach einem Treffen mit Präsident Daniel Ortega teilte der Kardinal mit, er habe einen entsprechenden Vorschlag Ortegas angenommen. Bereits am Donnerstag hatte Ortega in einer Rede auf einer Massenkundgebung erklärt, die Regierung sei zu indirekten Gesprächen mit der Contra bereit. Vizepräsident Sergio Rami rez gab am Samstag bekannt, diese Gespräche würden auf keinen Fall in Managua stattfinden. Als Ort für die indirekten Verhandlungen schlug er die USA vor. Daß nun der Erzbischof von Managua den Waffenstillstand vermitteln soll, überraschte insofern, als der Kardinal der prominenteste innenpolitische Gegner der Sandinisten ist. Zudem hatten die Contra–Führer deutlich gemacht, daß für sie außer ihm wohl kaum jemand als Vermittler in Frage komme. Zunächst hatten die Sandinisten offenbar den Spre cher des US–Repräsentantenhauses, Jim Wrigth, für diese Rolle vorgeschlagen. Doch dieser lehnte die Mission ab. In einer ersten Reaktion auf das Angebot indirekter Gespräche gab Contra–Führer Adolfo Calero aus seinem Exil in Miami bekannt, seine Seite sei zum Dialog bereit, allerdings nicht zu den von Ortega am Donnerstag genannten Bedingungen. Es werde nur einen Dialog geben, wenn die Sandinisten auch über politische Fragen sprechen wollten. Damit bezog er sich offensichtlich auf Ortegas Fest stellung, die Regierungsmacht sei nicht Verhandlungsgegenstand. Die USA sind - unter bestimmten Bedingungen - zu direkten Verhandlungen mit der Regierung in Managua bereit. Dies meldete die Washington Post am Sonntag mit Berufung auf Regierungskreise. Die Zeitung präzisierte weiter, das Weiße Haus werde die Verhandlungen mit Managua, die es im mexikanischen Badeort Manzanillo 1984 einseitig abgebrochen hatte, wieder aufnehmen, wenn die Sandinisten mit den Contras „ernsthafte Verhandlungen“ führen würden. Am Mittwoch wird der nicaraguanische Präsident in Washington vor der 17. Generalversammlung der Organisation Amerikanischer Staaten im Anschluß an eine Ansprache von US–Außenminister Shultz die Haltung seiner Regierung zum Friedensprozeß in Mittelamerika erläutern. Der venezolanische Außenminister Simon Gonsalvi hat bekanntgegeben, seine Regierung werde die OAS um die Entsendung von Beobachtern in die Konfliktregionen Mittelamerikas ersuchen.

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