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Archiv-Artikel

Erst streicheln, dann aufessen

betr.: „Aufessen oder streicheln?“, taz.mag vom 31. 1. 09

Zweifellos ist es in unserer Gesellschaft heutzutage ohne Weiteres möglich, eine fleischlose – oder gar ausschließlich auf Pflanzen basierende – Ernährung konsequent umzusetzen.

Die Frage nach dem moralischen Aspekt würde sich aber in weitaus geringerem Maße stellen, würden wir Tiere schlicht besser behandeln, stark vereinfacht gesagt also: Erst streicheln, dann aufessen. Manch ein strikter Vegetarier und Moralapostel mag hier aufschreien, aber das Problematische an unserem Fleischkonsum ist doch neben der schieren Masse die damit einhergehende unwürdige Behandlung denkender und fühlender Wesen. Ein schöner Gegenentwurf dazu wird im Film „Emmas Glück“ illustriert: Die Protagonistin, eine Bäuerin, kümmert sich intensiv um das Tier, beruhigt es, bringt ihm aufrichtige Zuneigung entgegen, ehe sie es schließlich schlachtet. Dass so etwas in Großbetrieben kaum möglich ist, steht außer Frage.

Wenn die Allgemeinheit sich nun aber auf pflanzliche Alternativen besinnen und nur hin und wieder Fleisch zu sich nehmen würde, wäre ein besserer, da unmittelbarer Umgang mit Tieren wieder eher möglich. Die Devise lautet: Bauernhof statt vollautomatischer Großschlachterei. Dass die Fleischprodukte auf diese Weise deutlich teurer würden, wäre nur korrekt und würde den Konsum nicht nur regulieren, sondern zudem veranschaulichen, dass Lebewesen nicht einfach zum Discount-Produkt degradiert werden dürfen.

NINA KIEL, Düsseldorf