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Archiv-Artikel

Erpressung durch das Kapital

betr.: „Müntefering muss Gerhard Schröder widersprechen“, Interview mit Erhard Eppler, taz vom 11. 2. 04

Herr Eppler behauptet, „dass kein Kanzler keiner Partei etwas daran ändern könne, dass das Kapital den Nationalstaat erpressen kann“. Und darin irrt Herr Eppler. Um einer Erpressung zu entgehen, gibt es Regeln, die sowohl auf dem Schulhof unter Vierzehnjährigen gelten, als auch beim Verhältnis zwischen „Kapital“ und „Nationalstaat“.

1. Gib einer Erpressung nie nach. Es ist schwer für einen Erpresser einzusehen, warum etwas, was einmal geklappt hat, nicht auch ein zweites Mal funktioniert. 2. Gehe mit der Erpressung in die Öffentlichkeit. Beides setzt allerdings voraus, dass ich mich dieser „Erpressung“ überhaupt entziehen möchte.

Es wird kein „Nationalstaat“ vom „Kapital“ erpresst, sondern Politiker werden von Lobbyisten oder Managern unter Druck gesetzt. Die gilt es zu benennen, und die Zusammenhänge müssten öffentlich gemacht werden. Firmen, die von Löhnen wie in China träumen, sind hier auf Dauer sowieso nicht zu halten. Die lassen sich hier, vor ihrer endgültigen Abwanderung, auf Staats- oder Arbeitnehmerkosten höchstens noch ein paar fette Jahre bereiten. […] Wenn ein Politiker den Schneid und das Interesse hätte, den Zusammenhang zwischen dem „Erpresser“ und seinem Produkt öffentlich herzustellen, wäre manche Erpressung nicht möglich. Ich unterstelle aber einem Politiker wie Herrn Schröder, dass er lieber mit dem „Kapital“ eine Zigarre schmaucht, als sich auf einer Bierbank mit Genossen den Anzug zu bekleckern. CHRISTIAN SCHUHMANN, Barum