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Archiv-Artikel

Erkaufte Lernfreiheit

betr.: „Neue Freiburger Schule“, taz vom 4. 4. 08

Die Freiburger Schüler haben mit ihrer alternativen Form des Lernens zwar eine „coole“ Idee umgesetzt und sicher auch Einiges an Organisationstalent und Selbstständigkeit bewiesen, aber auch wenn sie ihre Lerneinheiten ohne Lehrer und dafür mit Kaffeebecher und Zigaretten bewältigen, zeugen die Kosten von 50.000 Euro in meinen Augen nicht vom „anarchischen Charme“ dieses Projekts, sondern lassen es ziemlich elitär erscheinen.

Das „selbstbestimmte Lernen“ kostet die Eltern eines jeden der zehn „Systemausbrecher“ 1.500 Euro für ein Schuljahr – eine Summe, die nicht jede Familie bezahlen kann. Die Abhängigkeit von zahlenden Eltern hat mit meiner Vorstellung von Selbstbestimmung nichts zu tun. Besonders empört haben mich jedoch die 18.000 Euro Spendengelder für das Schulexperiment, die an anderen Stellen weitaus sinnvoller und gerechter hätten eingesetzt werden können, zum Beispiel an Brennpunktschulen oder zur Förderung von Schülern aus sozial benachteiligten Familien. Ich finde, allzu große Anerkennung für diese erkaufte Lernfreiheit ist fehl am Platz.

LUCI JASCHKE, Freiburg

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