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EntwicklungshilfeSchulabgänger nach Afrika

Mit einem subventionierten Programm können Schulabgänger in einem Entwicklungsland arbeiten. Das Problem der guten Idee: Bisher sind kaum Haupt- oder Realschüler dabei.

Mit Straßenjungen Fußball spielen - eine der Einsatzmöglichkeiten für die Freiwilligen Bild: reuters

Sie könnten Bäume pflanzen oder mit Straßenjungen Fußball spielen oder Waisenkindern beibringen, welcher Teil des Gesichts sich "mouth" nennt: Der Bund will junge Menschen animieren, freiwillig einige Monate lang in Entwicklungsländern zu arbeiten. "Weltwärts" nennt sich das neueste Projekt der Entwicklungsministerin, das am gestrigen Montag angelaufen ist. "In unserer globalisierten Welt ist so ein Aufenthalt von unschätzbarem Wert", sagte Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD).

Ab 2008 sollen junge Menschen 6 bis 24 Monate lang in einem Entwicklungsland arbeiten können. Dafür stellt der Bund 580 Euro pro Person und Monat bereit. Die Organisationen, die solche Plätze anbieten wollen, können das Geld beim Ministerium beantragen. Meist sind dies Vereine, die schon jetzt solche Programme unterhalten - und nun die Zahl der Plätze aufstocken könnten. Sie wählen dann auch die Teilnehmer aus. Von den 580 Euro sollen die Kosten für Reise, Wohnen und Essen und ein kleines Taschengeld bestritten werden. Die Teilnehmer müssen zwischen 18 und 28 Jahre alt sein. Studienwillige können sich die Monate bei der ZVS als Wartezeit anerkennen lassen. Männer können ihren Zivildienst als Entwicklungshelfer ableisten.

Der Bewerber selbst braucht für seinen Aufenthalt nichts zu bezahlen. "Das soll nicht am Geldbeutel scheitern", so die Ministerin. Bisher müssen die Teilnehmer solcher Programme meist einen Beitrag zahlen, der bei privaten Anbietern durchaus üppig ausfallen kann. Allerdings bemühen sich gemeinnützige Vereine auch jetzt schon, durch Förderkreise sicherzustellen, dass sich alle Bewerber einen solchen Aufenthalt leisten können.

Dennoch geht es, sozial gesehen, in den Programmen bislang eher homogen zu: Laut Cordula Müller von der "Weltweiten Initiative für soziales Engagement" (wise) etwa sind es vor allem gutgebildete Kinder der Mittel- und Oberschicht, die es für einige Monate in Entwicklungsländer zieht. "Wir würden gerne mehr Hauptschüler oder Realschüler ins Ausland schicken", sagt Müller. "Nur bewerben die sich fast nicht." Sie glaubt auch nicht, dass dies allein eine Frage des Geldes ist. "Es braucht auch ein Umfeld, das solche Aufenthalte fördert und gutheißt."

Womöglich fördert das neue Programm vor allem die Kinder, die sich auch ohne staatliche Zuschüsse einen Auslandsaufenthalt leisten könnten. Deshalb will die Ministerin das Programm verstärkt an Haupt- und Berufsschulen bekannt machen.

Insgesamt will der Bund bis zu 10.000 Einsätze pro Jahr fördern, was ihn etwa 70 Millionen Euro kosten würde. Sie sollen zusätzlich zu den rund 2.500 Plätzen entstehen, die verschiedene Vereine schon jetzt anbieten.

Umstritten ist, wie hilfreich die jungen Menschen vor Ort dann wirklich sind. "Das ist in erster Linie ein Lerndienst", sagt Cordula Müller von der wise. Junge Menschen aus dem wohlhabenden Deutschland sollen mit Armut und Leid konfrontiert werden. Sie sollen lernen, im Team zu arbeiten, sich in eine andere Kultur hineinzufinden. Schon deshalb sollen sie mindestens ein Jahr vor Ort bleiben, empfiehlt Müller - in den ersten Monaten sind sie noch zu sehr damit beschäftigt, sich überhaupt zurechtzufinden.

Müllers Organisation indes erhofft sich von den Diensten mehr als eine Schulung der Persönlichkeit für behütete Wohlstandskinder: "Wir sehen Freiwilligendienste als Sozialisationsinstanzen für bürgerschaftliches Engagement." Die Idee: Zwar ist längst nicht jeder, der in ein Entwicklungsland entsandt wird, dort auch wirklich eine Hilfe. Aber viele werden für Probleme armer Länder sensibilisiert. Ein großer Teil der Jugendlichen engagiert sich anschließend ehrenamtlich oder wohltätig - oft ein Leben lang. "So ein Aufenthalt hat auch gesellschaftspolitische Ziele", sagt Müller.

So ganz wollte Wieczorek-Zeul gestern dann doch nicht darauf vertrauen, dass sich junge Menschen allein wegen des Gemeinwohls in fremde Länder begeben. Das mache sich auch sehr gut im Lebenslauf, betonte sie am gestrigen Montag bei einer Diskussion mit Berliner Oberstufenschülern. "Fremdsprachkenntnisse, soziale Kompetenz - das ist sehr wichtig in der modernen Berufswelt."

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1 Kommentar

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  • JS
    Judith Striek

    In der Printausgabe von heute sieht die Überschrift ein wenig anders aus: "Rütli-Schüler wollen nicht nach Afrika". Ich wollte gerne wissen wieviele Rütli-SchülerInnen Sie in etwa gefragt haben?

    Muss man um den Willen der schnellen, billigen Aufmerksamkeit immer wieder den Sündenbock Rütli-Schule durchs Dorf treiben?

    Ich bin enttäuscht von einer Zeitung, die mal innovativen Journalismus betreiben wollte und sich zunehmend an der Unterhaltungsindustrie orientiert, die geil auf jedes Thema (siehe Rütli-Schule) aufspringt, um sich dann sofort wieder eine andere Befriedigung zu suchen...