: Endlich eine eigene Ruine
Betr.: ebd.
Die Herstellung von Ruinen mit überregionaler Ausstrahlung ist, neben Labskaus, Kükenragout und dem Übergießen von Einwohnern mit Sekt, eine Bremer Spezialität. Bisher wurde der Norden Bremens sträflich vernachlässigt. Die Halbwertzeit von Musicaltheater, Spacepark und Pferderennbahn scheint abgelaufen und schon lange hat kein Senator mehr eine Sektflasche in die Hand genommen. Aber, da ist Licht am Horizont, es ist das KITO. Man muss ja nicht immer gleich Millionen versenken, Kleinvieh mach bekanntlich auch Mist. Wichtig ist, was hinten rauskommt.
Das KITO als Hausfrauenbauchtanzgruppen-freie Zone mit professionellem Management und ausgezeichnetem Licht- und Tontechniker, Auftrittsort von Kabarettisten der ersten Liga und international bekannter Jazzer, ist genau das richtige Objekt, um ein weiteres Zeichen zu setzten. Schließlich wollte Bremen Kulturhauptstadt werden. Auch deshalb wird hier kreativ vorgegangen. Baute man das Musicaltheater für ein Musical, das keinen interessierte, wählt man hier den umgekehrten Weg. Das KITO wird gut besucht. Es strahlt überregional aus und war schon bisher chronisch unterfinanziert. Beherzt setzt hier der Kultursenator den Rotstift an, daraufhin lässt sich der KITO-Vorstand auch nicht lumpen und schmeißt Geschäftsführer und Bühnentechniker raus. Das ist Hand-in-Hand-Arbeit. Das ist Konzeptkunst. Das muss Kunstkonzept sein. Das ist der Kulturmasterplan für Bremen-Nord. Hurra, wir Bremen-Norder haben jetzt auch endlich eine eigene Ruine. PETER SCHENK, Bremen