Elke Heyduck empfiehlt : Rondofinale & impressit
Im Moment findet moderner Tanz ja vorwiegend auf dem Rasen statt. Halbe und ganze Drehungen, statt dem sterbenden Schwan wird die flügellahme Schwalbe gegeben. Tut mir leid, es auch hier nochmal sagen zu müssen: Es ist Fußballzeit. Aber, wie nicht mein Fußball, sondern mein Yoga-Lehrer immer sagt: Andere Existenzen würdigen und achten! Ich kann‘s ja mal versuchen. Es gibt also auch Leute, die nicht Fußball gucken. Die könnten zum Beispiel zum Tanztheater ins Schauspielhaus gehen. „Rondofinale“ und „impressit“, zwei Stücke von zwei Choreografen, werden gezeigt und der Abend eignet sich hervorragend als Tanztheater-Einstieg. Wenn man beim modernen Tanz weiß, dass es eigentlich immer um drei Themen geht: Beziehung, Beziehungslosigkeit, Körper – dann kann man sich entspannt zurücklehnen, die Sinnsuche aufgeben und genießen, was andere Körper an Möglichkeiten zur Verfügung haben. Meine Lieblingsszene aus „Rondofinale“ (von Urs Dietrich): der Tänzer Miroslaw Zydowicz, ein Mann mit Fußballerstatur (Richtung Ronaldo), in Großaufnahme auf der aufgespannten Leinwand. Er frisst, er schaufelt Essen in sich hinein. Er schmatzt, grunzt, stiert dazwischen vom Teller hoch. Vor ihm breitet sich seine Frau aus. Die, die vorhin noch weit entfernt am selben Tisch saß, stocksteif und voller Sehnsucht. Eine äußerst komplexe und dann aber auch wieder ergreifend einfache Beziehungsgeschichte, ein Stück mit Saft und Kraft. Dann wird‘s mit „impressit“ von Rodolpho Leonie bewegter und energischer im tänzerischen Sinn. Viel laute Musik, bunte Kleider, riesige Mikadostäbe, an denen sich Tänzer und Tänzerinnen finden und verlieren. „impressit“ heißt soviel wie „druck es“. Oder auch: „beeindrucke es“. Das Publikum jedenfalls darf beeindruckt sein – und vielleicht hat es ja hinterher das Elfmeterschießen noch nicht versäumt...
Freitag und Mittwoch, 20 Uhr