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ElfenbeinküsteSex-Vorwürfe gegen UN-Blauhelme

In der Elfenbeinküste werden mehr als 700 Soldaten aus Marokko vom Dienst suspendiert und in der Kaserne eingesperrt. Sie sollen seit Jahren systematisch Minderjährige missbraucht haben.

Blauhelme: Kommen nicht überall als Freund und Helfer Bild: dpa

NAIROBI taz Wenn in Bouaké im Norden der Elfenbeinküste die Sonne unterging, fing für viele UN-Blauhelme der Tag offenbar erst richtig an. Hunderte marokkanischer Soldaten, so berichtete die UN-Abteilung für interne Kontrolle am Freitagabend dem UN-Sicherheitsrat, sollen sich dann an Mädchen vergangen haben, von denen manche gerade einmal dreizehn Jahre alt waren. Dabei habe es sich nicht um Einzelfälle gehandelt, so die UN-Kontrolleure, sondern um systematisch organisierten Missbrauch. Wenn Truppen Bouaké verließen, wurden die Mädchen an die nachrückenden Soldaten weitergereicht. Begonnen haben soll das kriminelle Treiben vor drei Jahren, kurz nach Beginn der UN-Mission 2003. Einige der minderjährigen Opfer sind seitdem schwanger geworden und wurden mit ihren Babys zurückgelassen.

Die UNO, die wegen Missbrauchsvorwürfen gegen ihre Blauhelme seit Jahren am Pranger steht, griffen daraufhin in Bouaké so hart durch wie noch nie. Ein ganzes Kontingent, 734 Soldaten, wurde suspendiert. "Niemand von ihnen nimmt noch an unseren Einsätzen teil", versichert der Sprecher der UN-Mission in der Elfenbeinküste, Hamadoun Touré. Bis die Vorwürfe aufgeklärt sind, dürfen die Blauhelme ihre Kaserne nicht verlassen.

Insgesamt hat die UNO etwa 9.000 Soldaten in der Elfenbeinküste, die nach jahrelanger Teilung des Landes Neuwahlen Anfang 2008 vorbereitet. Der Sicherheitsrat hatte die Mission deshalb erst Anfang vergangener Woche bis Januar verlängert.

Die Missbrauchsfälle von Bouaké zeigen das ganze Dilemma der UNO auf, die die sexuelle Ausbeutung der lokalen Bevölkerung durch ihre Truppen jahrzehntelang ignorierte. Erst ein 2005 veröffentlichter Untersuchungsbericht aus Bunia im Kongo, der zahlreiche Vorwürfe des Missbrauchs Minderjähriger bestätigte, sprach von einer "Kultur der Straflosigkeit" unter den Soldaten. UN-Generalsekretär Kofi Annan kündigte daraufhin eine "Null-Toleranz-Politik" an.

Weitere Vorwürfe etwa in Liberia und Haiti wurden untersucht. Die Tatsache, dass die Missbrauchsfälle in Bouaké aufgedeckt wurden, können die UN-Kontrolleure als Erfolg verbuchen. Sie waren bei einer Aufklärungskampagne in Bouaké auf die Vorfälle aufmerksam geworden und hatten ermittelt.

Doch mit der Idee, Strafen für des Missbrauchs überführte Blauhelme festzuschreiben und einen Fonds für die Opfer und ihre Kinder zu gründen, scheiterte Annan am Widerstand der auf ihre Souveränität bedachten Mitgliedsstaaten. "Wer von uns überführt wird, wird nach Hause geschickt", beschreibt Touré das Repertoire an Strafen, das die UN zur Verfügung haben. Ob die Missbrauchsfälle gerichtlich untersucht oder die Taten disziplinarisch geahndet werden, bleibt allein dem Entsenderland überlassen. Es ist nicht einmal ausgeschlossen, dass überführte Blauhelme aus Bouaké eines Tages wieder an einer anderen UN-Mission teilnehmen. Vor zwei Jahren hatte Marokko immerhin acht Soldaten vor Gericht gestellt, die im Kongo Kinder missbraucht hatten. Zum derzeitigen Fall hat Rabat sich noch nicht geäußert.

Offiziell ist UN-Blauhelmen weltweit inzwischen jeder sexuelle Kontakt zur einheimischen Bevölkerung untersagt, jeder Teilnehmer an einer Friedensmission muss einen Verhaltenskodex unterzeichnen. Doch in einer seiner letzten Reden als UN-Generalsekretär gab sich Kofi Annan im Dezember resigniert: UN-Blauhelme seien trotz aller Bemühungen bis heute an Vergewaltigungen, Kindesmissbrauch und Menschenhandel beteiligt.

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