: Eiserne lassen sich in Stein meißeln
Der 1. FC Union plant die Sanierung seines maroden Stadions. Vorher schröpft der Verein seine Fans: Für 75 Euro können sie sich auf Backsteinen verewigen
VON ANDREAS RÜTTENAUER
Wieder einmal sollen es die Fans richten. „Wir sind ein Verein, der sich sehr stark über seine Anhänger identifiziert“, erklärte Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union Berlin, gestern auf einer Pressekonferenz. Dort wurde die Aktion „Stadiongründer“ vorgestellt. Dabei können die Anhänger der „Eisernern“ für 75 Euro einen Backstein mit eingraviertem Namen erstehen, der in einem Zugang zum Stadion, dem zukünftigen „Tunnel of Fame“, angebracht werden soll. Die Aktion stellt eine Art Startschuss für die Instandsetzung und den teilweisen Neubau des inzwischen ziemlich bröselnden Stadions an der Alten Försterei dar.
Die Pläne für einen Neubau des Stadions, die Zinglers Amtsvorgänger Heiner Bertram vorangetrieben hat, sind damit vom Tisch. Es werden keine Luftschlösser mehr errichtet an der Alten Försterei. Das Projekt heißt nun Sanierung. Am Ende sollen 22.000 Zuschauer Platz in der runderneuerten Arena haben. Der Bezirk Treptow-Köpenick hat bereits Mittel für eine Instandsetzung und Überdachung der drei Stehplatztribünen zugesichert. Die Haupttribüne soll ganz neu errichtet werden. Für die Finanzierung stünden, so Zingler, Investoren bereit. Namen wollte er allerdings gestern keine nennen.
Erste Pläne, wie die neue Westtribüne aussehen soll, existieren bereits. 3.500 Sitzplätze und etliche Logen sollen neu entstehen. 8 bis 10 Millionen Euro soll der Neubau des Tribünenhauses im Stil der Industriearchitektur von Oberschöneweide kosten. Geht es nach Dirk Zingler, dann steht noch in diesem Jahr der Spatenstich an.
Sollte es mit dem baldigen Baubeginn nicht klappen, dann liege das an den Schwierigkeiten bei der Vertragsausgestaltung mit Senat, Bezirk, Verein und Investoren – und nicht daran, dass keine Investoren bereitstünden, betonte der Präsident. Auch der drohende Abstieg in die Oberliga werde die Umbaupläne nicht ins Wanken bringen. Denn, so der Chef das Regionalligaletzten: „Mittelfristig sehen wir uns sowieso in der zweiten Liga, als ein Verein, der ab und zu auch einmal in Liga eins spielen kann.“
Zunächst aber geht es – wieder einmal – um die Kohle der Fans. Diejenigen, die sich einen Stein kaufen, dürfen sich Stadiongründer nennen. Zur Finanzierung der neu zu gestaltenden Arena werden sie mit ihrem Eintrag in den „Tunnel of Fame“ allerdings nicht beitragen: Der Erlös des Steineverkaufs fließt in die Vereinskasse. Erst im vergangenen Sommer waren die Anhänger unter dem Motto „Bluten für Union“ unter anderem zu Spenden aufgerufen worden.