: Eingerastert in die Notenskala
betr.: „Lehrer, Sisyphos der Schule“, taz vom 3. 1. 07
Vieles von dem, was Frank Nonnenmacher beschreibt, kann ich, 30 Jahre Berufserfahrung als Lehrerin, bestätigen. Von Anfang an habe ich gelitten unter dem Zwiespalt, die SchülerInnen einerseits motivieren, begeistern, ein gutes Lernklima schaffen zu wollen und andererseits am Ende des Schuljahrs wieder alle einrastern zu müssen in die Notenskala und damit auch Misserfolge zu bestätigen und Zukunftschancen zu verteilen. Meistens werden die Noten nicht davon bestimmt, was eineR kann, sondern von dem, was er/sie nicht kann, wie viele Fehler gemacht werden.
Nicht richtig ist die Behauptung, dass das „in der deutschen Variante besonders intensiv betrieben“ wird, und „kaum ein Land setzt seine Jugend schon so früh und intensiv unter Druck wie das deutsche“. Vor wenigen Tagen war in der taz zu lesen, wie es in chinesischen Schulen zugeht, von japanischen und koreanischen hört man Ähnliches. Auch in Frankreich sind Druck und Auslese enorm, schließlich kommen nur die Besten an die „Ecoles Normales Supérieures“, die Karrieren garantieren. Nur wenige Länder in Europa gehen einen ganz anderen Weg. CHRISTIANE RATTINGER, Offenburg