Eine kurze Geschichte des geteilten Zyperns: Friedhof der Diplomaten

Seit mehr als 30 Jahren streiten Zyperns Parteien um eine Lösung. Dabei steht das Ziel fest: ein Bundesstaat.

Von Griechen seit 1974 verlassene Stadt Famagusta auf Zypern. Bild: ap

BERLIN taz Seit der Besetzung Nordzyperns durch die türkische Armee infolge eines Putsches rechtsradikaler Griechen im Sommer 1974 hat sich noch jeder UN-Generalsekretär die Zähne an einer Lösung ausgebissen. Zypern gilt als "Friedhof der Diplomaten".

Zunächst hatten die Türkei und die türkischen Zyprioten auf eine einseitige Unabhängigkeit des Nordens gesetzt. Doch ihre Türkische Republik Nordzypern blieb bisher nur von Ankara anerkannt und wird von dort alimentiert. Vor rund fünf Jahren verkehrten sich die Fronten: Nach einem Volksaufstand unter den Türken kam dort der Sozialdemokrat Mehmet Ali Talat an die Macht, der eine gemeinsame Zukunft mit den Insel-Griechen befürwortete.

Zugleich revidierte die Regierung Erdogan in Ankara bisherige unnachgiebige Positionen - eine Lösung des Konflikts galt als Eintrittsbillett für eine EU-Mitgliedschaft der Türkei. Zur gleichen Zeit gewann in der griechisch dominierten Republik Zypern der nationalistische Hardliner Tassos Papadopoulos die Präsidentenwahl. Er sorgte persönlich dafür, dass ein UN-Plan 2004 scheiterte.

Mit der Wahl des Linken Demetris Christofias zum neuen Präsidenten der Republik Zypern sind nun auf beiden Seiten kompromissbereite Anführer am Ruder. Eine Lösung des Konflikts ist dennoch schwierig. Während Talat den gescheiterten UN-Plan als Vorlage für eine Übereinkunft betrachtet, will Christofias den Vorschlag nicht erneut diskutieren.

In Einzelheiten sind beide Seiten weit auseinander. Zwar stimmte die Türkei einem Abzug ihrer Truppen zu. Die griechische Seite verlangt darüber hinaus, dass die etwa 100.000 türkischen Immigranten die Insel verlassen. Keinesfalls will man dort einem Garantiestatus der Türkei auf die neue Verfassung der Insel zustimmen, der in den Augen der Griechen eine militärische Intervention legitimieren könnte. Schließlich geht es bei einer Einigung um Besitz und viel Geld. Die griechische Seite verlangt die Rückgabe des Besitzes der rund 160.000 Menschen, die 1974 aus dem Norden in den Süden flüchten mussten. Der Verkauf von auf griechischem Boden erbauten Ferienhäusern an Ausländer ist für viele Zyperntürken ein boomendes Geschäft.

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