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■ Eine Straße für Axel SpringerMacht ihn unvergeßlich!

Nein, da muß der SPD-Landesvorsitzende Staffelt doch durchgreifen: Sein Hinweis, daß er bei der Abstimmung gerade mal auf der Toilette war und im übrigen kein absoluter Herrscher über seine Partei sei, ist völlig unbefriedigend. Es gibt überhaupt keinen Grund, Axel Cäsar Springer eine Straße in Berlin zu verweigern, wie es die SPD-Genossen auf ihrem Landesparteitag beschlossen. Wir sind deswegen absolut solidarisch mit der Chefetage des Springer-Konzerns, wenn man dort nun aufjault und zur Unterstützung der wie immer gewohnt bescheidenen Kampagne alte, verdiente Sozialdemokraten auftreibt – so alt, daß wir von denen seit einer Generation nichts mehr gehört haben. Warum sollten wir auf den Straßenschildern nur diese blutigen Kriegstreiber und Nazi-Helden verewigt haben? Springer, dieser Frontkämpfer gegen das (glücklicherweise untergegangene) Reich des Bösen und für die wahren Bedürfnisse des kleinen Mannes, gehört in diese Stadt. Von hier aus betrieb er sein für Millionen Menschen unvergeßliches Wirken auf so nachdrückliche Weise, daß selbst Heinrich Böll und Günter Wallraff ihm Beachtung zollten. Warum einen Mann verstecken, dessen Leben der Linken als Lehrstück für die Mechanismen einer sozialen Marktwirtschaft und einer demokratischen Mitbeteiligung und Meinungsbildung des Volkes gelten kann. Axel Springer hat die Republik mit seinen feinziselierten, differenzierten Problemdarstellungen bereichert, bei der die Würde der Betroffenen allzeit gewahrt blieb. Er war ein Progressiver auf rechte Weise. Die Forderung nach Volksabstimmung – ein alter Hut: Springer machte sie täglich vor (oder so ähnlich zumindest). Ehrt diesen Mann – auf daß man ihn nie vergesse. Die taz-Redaktion, untergebracht im Rudi- Dutschke-Haus schräg gegenüber von Welt, Morgenpost, Bild und B.Z., freut sich bereits auf eine Adressenänderung: Die Tageszeitung, Axel-Springer-Straße 18. Gerd Nowakowski

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