: Eine Lanze brechen möchte ich... –betr.: „Kennen Sie Ahaus?“, taz Mag vom 27.2.99
[...] Richtig, die Weihwasserdusche für Autos vermochte auch mein kindlicher Kopf in keine harmonische Beziehung zu setzen zu den Zeitungsbildern ineinander verkeilter Unfall-Pkws, deren Fahrer es trotz himmlischen Beistands nicht übers Herz brachten, auf den überbreiten Rennbahnen Höchstgeschwindigkeiten einzuhalten und dem Kreis dadurch Rekordwerte für Verkehrstote bescherten. Auch ich durfte sie auf dem Alexander-Hegius-Gymnasium genießen: Adornos und Marcuses Zöglinge, die es nicht wagten, die Landkarten mit dem Titel „Unsere Heimat im Osten“ abzuhängen und ihren reaktionären Kollegen vor die Füße zu werfen. Aber dennoch haben sie im Philosophie-Unterricht Hegel für uns auf den Kopf gestellt und uns von Marx zumindest wissen lassen. Und eine Lanze brechen möchte ich, eine Lanze für Hartmut Liebermann, Beckmanns wie mein „ehemaligerSozialkundelehrer“, der „auftritt, um mit wichtigem Stirnrunzeln ein Interview über die explosive Lage innerhalb und außerhalb des Ahauser Brennelementezwischenlagers zu geben“. Die Bürgerinitiative gegen das Atomlager und er haben eine Menge dafür getan, daß in Ahaus eine Gegenöffentlichkeit entstanden ist, die im Protest eine wunderbare Alternative bietet zur dumpfbackigen Selbstgenügsamkeit mancher Pfahlbürger. Sein Arkadien kann Herbert Beckmann in Berlin übrigens nicht finden: Es war eine Polizeitruppe von der Spree, die im letzten Jahr auf ziemlich rüde Art und Weise auf Ahauser Demonstranten losgegangen ist. Manfred Hartmann, Unna
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