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Archiv-Artikel

Eine Art elitärer Revolutionsclub?

betr.: „Sein Kampf“, taz vom 18. 2. 08

Es wird nicht mehr lange dauern, bis irgendein reaktionärer Meinungsmacher behauptet, die 68er-Bewegung sei historisch negativer und folgenreicher als die NS-Zeit gewesen. Der Trend geht eh schon in die Richtung, Dutschke & Co. alles Übel anzulasten, das sich in den letzten 40 Jahren hier entwickelt hat (wahrscheinlich sind die auch verantwortlich für die schlechte Steuerzahlungsmoral unserer Manager…)

Was dabei geschickt ausgeklammert wird, ist die Heterogenität der internationalen Protestbewegungen Ende der 1960er. Stattdessen wird den Nachgeborenen suggeriert, bei „den“ 68ern habe es sich um eine Art elitären Revolutionsclub gehandelt, der zudem auch noch antidemokratisch war. Vielleicht hatte man aber auch nur eine andere Vorstellung von Demokratie als die Parteifeudalisten in Bund und Ländern, denen das Wahlvolk ja bis heute als Abnicker und Hurraschreier am liebsten ist – und wenn die aktuelle Geschichtsklitterung so weitergeht, besteht auch keine Gefahr, dass sich daran etwas ändert. FRANK PÖRSCHKE, Hattingen