: Ein perfektes Fest
Fifa-Chef Blatter zog eine erste sportliche Zwischenbilanz der WM. Besonders lobte er die afrikanischen Teams
BERLIN taz ■ Er war bestens gelaunt, der Blatter-Sepp. Strahlend betrat er den Saal für die Pressekonferenzen im Berliner Olympiastadion, wo er gestern eine erste Zwischenbilanz der WM zog. Gut gelaunt trat er vor die Presse und stimmte den großen Lobgesang auf das Organisationskomitee der WM an. Das habe alles bestens gerichtet für ein perfektes Fest. Blatter zeigte sich von der Stimmung im Lande angetan. So etwas habe er überhaupt erst zwei Mal erlebt, 2002 in Seoul und 1998 in Paris. In Deutschland aber seien in allen zwölf Spielorten „positive Emotionen“ zu spüren. „Auch die Fan-Feste sind so großartig, dass die Begeisterung die Welle fast überschlägt“, wie Blatter formulierte.
Dann zog er eine erste sportliche Zwischenbilanz der WM. Er beurteilt das sportliche Geschehen „mit den Augen eines ehemaligen Amateurfußballers“, wie er selbst sagte. Dennoch muss immer aufgehorcht werden, wenn der oberste Fußballfunktionär sich zum Geschehen auf dem Platz äußert. Seine Meinung kann Auswirkungen auf die Zusammensetzung des nächsten WM-Turniers haben. So äußerte er sich über die Auftritte der afrikanischen Mannschaften überaus positiv. Die Qualifikation Ghanas für das Achtelfinale fand er ebenso bemerkenswert wie die Auftritte der Elfenbeinküste, die gegen die Niederlande nur deshalb verloren habe, „weil die Referees die Spieler in den entscheidenden Phasen nicht richtig verstanden haben“. Diese Äußerungen haben durchaus ihre Bedeutung vor dem Hintergrund der Forderung des afrikanischen Fußballverbandes, zur nächsten WM in Südafrika 6 Starter ihrer Föderation zum Turnier zuzulassen statt wie bislang 5. Blatter zeigte sich nicht sehr angetan von den Auftritten der asiatischen Mannschaften, die mit Ausnahme von Südkorea enttäuscht hätten. Afrika hat also gepunktet beim Fifa-Chef. Der wünscht sich sportliche Ausgeglichenheit über den ganzen Weltball verteilt. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Die großen Verbände, Europa und Südamerika, seien bis jetzt nicht „angepowert“ worden, so Blatter.
Der Fifa-Präsident verglich nicht nur die Mannschaften untereinander, er fällte auch ein Urteil über die Art, wie während der ersten zwei Wochen Fußball gespielt worden ist. „Chapeau!“, sagte er dazu nur und schrieb sich die seiner Meinung nach überaus hohe Qualität des Spiels auch auf seine Fahnen. Seit Jahren bemüht sich die Fifa, den Spielkalender der Ligen weltweit zu harmonisieren. So sei es diesmal möglich gewesen, dass die Mannschaften schon seit dem 15. Mai zusammenarbeiten konnten. Dementsprechend „hungrig“ seien die Spieler dann gewesen und hätten munter drauflosgespielt. Für Blatter steht fest: Wenn gut Fußball gespielt wird, dann kann es dafür nur einen Verantwortlichen geben: die Fifa. ANDREAS RÜTTENAUER