Ein indisches Puppenhaus auf Gleisen : „Darjeeling Limited“ von Wes Anderson
Wes Anderson muss als kleiner Junge gerne mit einem Puppenhaus gespielt haben. Denn im Grunde tut er in seinen Filmen nichts anderes. In „Rushmore“ bastelte er sich ein Schulgebäude, in „The Royal Tenenbaums“ eine New Yorker Stadtvilla, in „The Life Aquatic with Steve Zissou“ ein U-Boot und hier nun einen Eisenbahnzug, der durch Indien fährt. Seine Lieblingseinstellung ist jeweils eine hochkomplizierte Plansequenz, in der die Kamera von Raum zu Raum wandert, um zu zeigen, was darin gerade passiert. Charakterentwicklung und Dramaturgie sind ihm dagegen eher wurscht, und so gibt es Kritiker, die ihm vorwerfen „unheilbar grillenhaft“ zu sein. Das ist dann wohl eine Frage des Humors, denn langweilig geht es in Andersons Puppenhäusern nie zu.