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Ein Ausstieg bis 2020 ist kein Ausstieg –betr.: „Trittin schickt Atomkommission ins Endlager“ u.a., taz vom 23.12.98, „Der kurze Koalitionskrach“ u.a., taz vom 24.12.98

Jahrzehntelang waren die Reaktorsicherheitskommission und die Strahlenschutzkommission, die den Umweltminister beraten sollen, fest in der Hand der Atomlobby und ihrer „wissenschaftlichen“ Befürworter. Eine Neubesetzung, die das gesamte wissenschaftliche Spektrum und damit auch der Atomenergie gegenüber kritisch eingestellte Wissenschaftler umfaßt, ist überfällig. Von einem Umweltminister, der seine Zuständigkeit für Reaktorsicherheit ernst nimmt, erwarten wir diesen Schritt schon lange.

Höchst befremdlich ist dagegen die Reaktion des Bundeskanzlers. Normale Vorgänge als „wichtigtuerisches Gehabe“ abzuqualifizieren, zeigt, daß Schröder sich „aufmandelt“, wie wir in Bayern sagen. Sein Kungelgespräch mit den Bossen der Stromwirtschaft – unter Ausschluß von Trittin – lassen ebenso wie seine jüngsten Ausfälle nichts Gutes erwarten. [...]

Ein Ausstieg bis zum Jahr 2020 – wie in der Kungelrunde diskutiert – ist kein Ausstieg. Dem Bundeskanzler müssen offenbar Selbstverständlichkeiten ans Herz gelegt werden. Seine Partei hat den Ausstieg innerhalb von zehn Jahren im Programm, die Grünen wollen hoffentlich den Sofortausstieg, werden also in dieser Frage nicht als Bremsklotz wirken. Wir haben – wie die Mehrheit der Bevölkerung – eine Regierung gewählt, die den Wechsel und den Mut zum Wechsel versprochen hat. [...] Thomas von Taeuffenbach, 1. Vorsitzender des Bürgerforum gegen Atomkraftwerke Landshut

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