piwik no script img

Archiv-Artikel

Ehejahre in Unterdrückung

Betr.: Lokalkoloratur, taz hamburg v. 15.5.

Schön, dass Sie mich nun als existierend zur Kenntnis nehmen. War ich doch 22 Jahre als Bezirkspolitiker tätig (...). Ich habe mir in den Jahren tatsächlich eingebildet, konstruktiv und kompetent die vielen Belange des Bezirks bearbeitet zu haben – aber ich bin ja über 40, blond und kann keinen eigenen Gedanken fassen. Ehejahre in Unterdrückung zählen Ihrer Meinung nach ja wohl doch bedeutend mehr. (Schönen Gruß – wenn überhaupt vorhanden – an alle Ehefrauen in Ihrer Redaktion.)

Nach so langer Zeit haben Sie mir nun endlich die Augen über meine Arbeit geöffnet: Man muss als Frau gar nicht eine eigene Meinung haben – man braucht nur einen Ehemann. Das hätten mir die Kolleginnen Britta Ernst (Frau Scholz) und Aydan Özoguz (Frau Neumann) ja mal sagen können, dann hätte auch ich mit meinem Schürzchen vorm Bauch öfter den Kochlöffel zur Erbauung des heimkehrenden Ehemannes schwingen können.

Nun ja, vielleicht raten Sie mir mal, ob ich weiter Ihrem Frauenbild „verheiratet – also blöd“ (wenn ich Emanze wäre, würde ich das natürlich als frauenfeindliche Äußerungen in der taz werten) entsprechen, zur Tarnung wieder meinen Geburtsnamen annehmen oder einfach meine Arbeit tun sollte.

Übrigens, eines sollten Ihre Leser unbedingt noch wissen: Wenn meinen Mann „daheim die Lust“ packt, fällt ihm immer etwas viel Besseres ein als Anfragen zu schreiben. Und, das ist jetzt wirklich superwichtig, er nennt mich Maus und nicht „Mausi“ (...). Viele Grüße, Inge Ehlers, CDU-Bürgerschaftsfraktion