■ Eduard Schewardnadse läßt sich taufen: Das Ende des Zweifels
Eduard Ambrosiewitsch! Wir haben es alle gewußt. Du bist ein tief anständiger Mensch. Du hast immer wieder davon weltlich Zeugnis abgelegt. Und uns hast Du in Bedrängnis gebracht, die wir lange daran zweifelten, daß aus dem Reich des Bösen etwas Gutes kommen kann. Die wir sahen und nicht glaubten. Jetzt, nach fast lebenslangem Zaudern, hast Du Dich für den wahren Glauben entschieden. Das Christentum georgischer Orthodoxie. Und Du hast es sogleich Deinem ganzen Volke kundgetan, übers Radio. Mußtest Du Deine Entscheidung gleich der ganzen Familie mitteilen? Georgien ist doch eine Familie, oder? Warum bekämpft es sich sonst bis aufs Messer? Meinst du nicht, Euer angeheirateter Abchase, der nach Mekka schaut, wird Dir das übelnehmen?
Fragen über Fragen. Jetzt heißt du Georgij. Wie Dein Land. Ist das zufällig? Gefällt Dir der Name so gut? Du kennst uns ja, wir sind fürchterlich mißtrauisch. Ämterhäufung... Cäsaropapismus, na Du weißt schon. Und dann diese Parallele zu Deinem Vorgänger, dem ostgeorgischen König im 4.Jahrhundert. Man sagt ja, seine Entscheidung fürs Christentum sei machtpolitisch motiviert gewesen. Um sich vom Mazdaismus zu befreien – nein nicht dem japanischen – nein, wo denkst Du hin, vom zoroastrischen Feuerkult der Parther und Sassaniden. Ja, genau die saßen damals bei Euch, hatten Euch unter der Knute, lange bevor die Rus... Eigentlich wollt ich noch wissen, ob Ihr nun Monophysiten seid? Du erinnerst Dich doch, damals, als Eure Nachbarn, die Armenier, das Schiff zu dem Konzil, wo wars nur noch, in Niko... Griechenland auf jeden Fall, verpaßten und es zum Schisma kam. Sie zu Hause blieben und eine autochtone Kirche gründeten. Schließlich hatten die Euch doch missioniert? Stimmt nicht? Sie behaupten das aber. Ich weiß, Ihr habt deswegen sogar schon Krieg geführt. Nun mach bloß nicht den gleichen Fehler und kram die alte Geschichte aus. Schwamm drüber, Du bist der Vorposten des Christentums in der Welt des Unglaubens. Vielleicht kriegen wir das über den Sicherheitsrat der UN irgendwie geregelt. Nun gut, ich glaube Dir den Glauben. In wahrer christlicher Haltung hast Du Deinen Gegnern im Sommer verziehen, sie amnestiert, wie wir Weltlichen sagen. Erinnerst Du Dich noch, wie Dein Volk reagierte? Es verstand Dich nicht. Die christliche Ethik, hab ich das Gefühl, ist bei Euch auf dem Stand der Kreuzzüge stehengeblieben. Übernimm Dich nicht mit der Mission, letztes Mal hat es nicht geklappt. Beherzige eins. „Nicht sehen und doch glauben“, empfiehlt sich nicht für einen Politiker. Geh mit Gott Bruder, unseren Segen hast Du. Klaus-Helge Donath, Moskau
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