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Archiv-Artikel

EVOLUTION Künstliche Nacktschnecken

TÜBINGEN | Forscher der Universität Tübingen haben erstmals eine künstliche Nacktschnecke gezüchtet. Die Biologen erreichten durch Zugabe von Platin bei Embryonen einer Süßwasserschnecke, dass diese keine äußere Schale entwickelte – sondern eine kleine, innere. Wie die Universität mitteilte, war diese Beeinflussung aber nur während einer kurzen Zeitspanne von bis zu zwei Tagen während der Embryonalentwicklung möglich. In dieser Entwicklungsstufe entscheidet sich, ob die Schnecke ein Schneckenhäuschen tragen wird. Entdeckt wurde der Effekt von der Doktorandin Raphaela Osterauer während einer Studie zur Giftwirkung von Metallmolekülen. Die Forscher hoffen, dass die Schnecke mit dem Namen Marisa cornuarietis als entwicklungsbiologisches Modell dienen könnte, mit dem zu erklären wäre, warum es innere Schalen bei Weichtieren gibt. Es existieren auch natürlich vorkommende Schnecken sowie Tintenfische, die „innere Schalen“ entwickelten. Die Schalen dienen als Schutz vor Feinden. Das Schneckenmodell zeigt auch, dass eine geringfügige Modifikation eines Signals zu einer sprunghaften Veränderung des Organismus führen kann. (dpa, taz)