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Archiv-Artikel

ES BLEIBT UNKLAR, WARUM STROM IN DEUTSCHLAND SO TEUER IST Energieagentur gescheitert

An den hohen Strompreisen in Deutschland sei der Ausbau der Windenergie schuld – sagen Deutschlands Stromkonzerne. Die deutschen Windmüller widersprechen: Schuld sei die Monopolstellung der Energiekonzerne, die sich ungeliebte Konkurrenz vom Leibe halten wollen. Dieser Streit schwelt nun schon seit Jahren. Ein Gericht würde solcherlei Tatbestand „Aussage gegen Aussage“ nennen und ein Gutachten bei einem Sachverständigen in Auftrag geben.

Die Netzstudie sollte ein solches Gutachten liefern: Zu Gericht sitzt die halbstaatliche Deutsche Energieagentur Dena, welche Windbranche und Energiekonzerne zu der gemeinsamen Studie bewog. Mit dieser soll die Schuldfrage ein für alle Mal geklärt werden. Doch diese Strategie ging gründlich daneben. Anders als vor Gericht haben nämlich die Vertragsparteien hier ihre eigenen Spielregeln aufgestellt. Ein paar gestreute Zwischeninformationen hier, ein paar lancierte Details dort – ohne Rücksicht auf das abschließende Urteil nutzte die konventionelle Stromwirtschaft den Studientext, um ihre Argumentation zu stärken. Das mag aus ihrer Sicht verständlich sein: Jedes Prozent Windstrom jagt den Stromkonzernen ein Prozent Marktanteil ab. Zu einer Klärung der Streitfrage aber wird solcherlei Strategie nicht führen.

Fragt sich, ob das Gericht – die Dena – vernünftige Arbeit ablieferte. Ihr Job bestand vor allem darin, Verfahrensfragen zu regeln und deren Umsetzung zu überwachen. Normalerweise interessiert sich kaum jemand für die Unwägbarkeiten, die beim Formulieren eines Forschungsergebnisses auftreten. Wenn aber die Öffentlichkeit bei der Urteilsfindung in jeden Winkelzug eingeweiht wird, genießt später auch das Ergebnis wenig Vertrauen.

Mag sein, dass die konventionelle Stromwirtschaft an einer Klärung gar nicht interessiert ist und die Dena angesichts der Interessenlage nur scheitern konnte. Es mag auch sein, dass sich die Streithähne in den nächsten Wochen tatsächlich noch auf einen gemeinsamen Text einigen. Frieden wird der aber nur schwerlich bringen: Zu undurchsichtig war der Weg zum Ziel. NICK REIMER