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Archiv-Artikel

ERICH RATHFELDER ZU DEN KRIEGSVERBRECHERURTEILEN IN DEN HAAG Die Folgen der Drecksarbeit

Mit den Urteilen gegen die sechs bosnisch-kroatischen Kriegsverbrecher in Den Haag wird nicht nur ein Teil der von bosnischen Kroaten begangenen Verbrechen in Bosnien und Herzegowina gesühnt. Wie schon in Serbien wird jetzt auch in Kroatien die Frage aufgeworfen, inwieweit das damalige Tudjman-Regime in die Ereignisse in Bosnien und Herzegowina verwickelt war.

Lange Zeit wurde nicht nur in Kroatien, sondern auch im Ausland abgestritten, dass es zu Beginn des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien eine Absprache zwischen den damaligen „Führern“ Serbiens und Kroatiens, zwischen Slobodan Milosevic und Franjo Tudjman, zur militärisch-politischen Aufteilung Bosniens und Herzegowinas gegeben hat. Nach Aussagen des Nachfolgers Tudjmans im Präsidentenamt, Stipe Mesic, hatten die beiden Führer im März 1991 in der serbischen Stadt Karadjordjevo diese territoriale Teilung vereinbart.

Diese Aussagen wurden später von einigen damals involvierten Akteuren bestätigt. Teilstücke Bosniens und Herzegowinas sollten danach mit den „Mutterländern“ vereinigt werden. Die Verbrechen der ethnischen Säuberungen sind also eine logische Folge dieses Abkommens. Die bosniakisch-muslimische Mehrheitsbevölkerung musste vertrieben oder vernichtet werden, betonte jetzt auch das Tribunal in seinem Urteil. Die in Den Haag Angeklagten haben, anders ausgedrückt, nur die Drecksarbeit gemacht. Sowohl in Serbien als auch in Kroatien lehnen Kirche, nationale und konservative Parteien sowie der Großteil der Medien die Verantwortung ihrer Gesellschaft für diese Verbrechen bis heute ab. Kroatien aber soll am 1. Juli der EU beitreten. Es ist höchste Zeit für das Land, die jüngste Vergangenheit zu bewältigen und die nationalistische Politik der ethnischen Teilung grundsätzlich zu ächten.

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