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Archiv-Artikel

ELEKTROSCHROTT MUSS IN ZUKUNFT RECYCELT WERDEN Ein Anfang. Immerhin

Das Gesetz zur Entsorgung von Elektroschrott ist zu begrüßen. Jahrzehntelang wanderten alte E-Geräte einfach auf den Müll – obwohl darin Schwermetalle, Bromverbindungen, PVC und andere giftige Substanzen enthalten sind. Erfahrungsgemäß steigt die Bereitschaft der Hersteller zur Vorbeugung sprunghaft, wenn sie für die Entsorgung ihrer Geräte selbst zahlen müssen. Das zeigt das Löten der Computerplatinen mit Blei: Auf 900 Milliarden Mark schätzte ein Computerhersteller vor Jahren die Kosten für die weltweite Umstellung der Produktionseinheiten – angeblich der Tod dieser Industrie. Nun ist das Lötblei bald verboten, und gekostet hat es einen Bruchteil der Summe.

Künftig wird also jeder kostenfrei Altgeräte bei seiner Kommune abgeben können. Da kann man nur hoffen, dass sich dann keine Kühlschränke oder Computer mehr im Wald oder an Straßenecken finden. Selbst der letzte „Geiz ist geil“-Fan kann nun vor seinem Gewissen nicht mehr mit den fünf oder zehn Euro argumentieren, die eine Entsorgung bisher mancherorts kostet. Man könnte nun monieren, dass es natürlich erst einer EU-Richtlinie bedurfte, um Gesetz und Verordnung auf den Weg zu bringen. Wie so häufig im Umweltbereich traut sich auch diese Bundesregierung erst, etwas gegen den Widerstand der Industrie zu unternehmen, wenn sie die Schuld auf Brüssel schieben kann. Aber man ist ja bescheiden geworden: Hauptsache, es kommt überhaupt etwas Sinnvolles zustande.

Was bisher fehlt, sind konkretere Vorgaben: Wie soll was recycelt werden? Wie viel Prozent der Altteile müssen bis wann wiederverwendbar sein? Wie erreicht man eine langsame Steigerung der Recyclingquoten? Hier ist es der Industrie gelungen, schon im Vorfeld und auf EU-Ebene die Entwürfe zu entschärfen. Es droht nun eine Konzentration auf den derzeit billigsten Weg des Recyclings, die Trennung in die ursprünglichen Metalle und Kunststoffe. Der Großteil der Energie, die etwa in die Herstellung einer Platine oder eines Computerchips fließt, wäre dann verloren. Und viele gute Ansätze zu einem Recycling dieser Teile könnten abgewürgt werden. Sollte das eintreten, müsste nachgebessert werden. REINER METZGER