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Archiv-Artikel

EIN PUTSCH FÜR DIE DEMOKRATIE? AUCH IN THAILAND IST SKEPSIS ANGESAGT Auf Dauer gibt es keine gute Junta

Einen Tag nach der unblutigen Machtübernahme in Bangkok hat Thailands General Sonthi Boonyaratglin versprochen, seine Junta werde nicht länger als vierzehn Tage an der Macht bleiben. Bis zum Oktober 2007 soll es dann Neuwahlen geben. Ein Putsch zur Rettung der Demokratie also?

In Bangkok wollen das viele gerne glauben. Vor allem bei den Städtern war die Erleichterung groß, dass sie endlich jemand von dem korrupten Premierminister Thaksin Shinawatra befreit hat, der vor fünfeinhalb Jahren zwar mit überwältigender Mehrheit gewählt wurde, zuletzt aber eher für die Aushöhlung der jungen thailändischen Demokratie zu stehen schien. Jetzt sitzt Thaksin, der in den Neunzigerjahren mit seinen guten Beziehungen zum Militär ein Milliardenvermögen angesammelt und damit eine überaus erfolgreiche Partei zusammengekauft hatte, im Londoner Exil. Und in Bangkok herrscht Sonthi, der den Premier ebenso professionell wie illegal vertrieb. Der General hatte sich seit seiner Beförderung zum Armeechef im vergangenen Jahr einen Ruf als relativ besonnener Mann erworben.

Als erster Muslim auf dem Posten des Armeechefs im überwiegend buddhistischen Thailand widerstrebte Sonthi unter anderem die Härte, mit der Thaksin auf die Unruhen im muslimischen Süden des Landes reagierte. Vom Umkreis des Königs Bhumibol, der als moralische Autorität gilt, wird der General offenbar gestützt. Trotzdem ist Skepsis gegenüber der neuen Junta angebracht. Warum hat sie gerade jetzt geputscht?

Die politische Blockade, die viele Thailänder in den letzten Monaten zur Verzweiflung trieb, schien gelöst, nachdem mehrere Politiker der Partei Thaksins wegen dunkler Machenschaften bei den Wahlen vom April ins Gefängnis geworfen worden waren. Zudem ist bekannt, dass Thaksin kurz davor war, Sonthi als Armeechef zu entmachten.

Die nächsten Tage werden zeigen, ob Sonthi wirklich das Gemeinwohl im Sinne hat – und nicht nur seine persönlichen Interessen und die der Armee. Die Thailänder werden eine Militärregierung nicht lange hinnehmen, wie das Beispiel des letzten Coups von 1991 zeigt. Denn auf Dauer gibt es keinen guten Putsch. JUTTA LIETSCH