EIN EXPORT ATOMARER ANLAGEN NACH MOSKAU WÄRE BEIHILFE ZUM GAU: Plutonium bringt Russland um
Als der Atomaufklärer Holger Strohm („Im Ernstfall hilflos“) in den 70er-Jahren durch die Lande zog, hatte er immer einen Teelöffel im Sakko. Kam die Rede auf Plutonium, zog er ihn raus und erklärte, dass ein Löffelchen dieses gefährlichsten Stoffs auf Erden Europa auslöschen könnte. Ein Millionstel Gramm – eingeatmet – tötet einen Menschen.
Was uns beunruhigt, ist, dass die Russen auf 34 Tonnen Plutonium sitzen. Für die Beseitigung dieses unfassbaren Zerstörungspotenzials gibt es keine gute Lösung. Die Verglasung und Endlagerung für die Ewigkeit – die Halbwertzeit für Plutonium ist 24.000 Jahre, das Christentum ist gerade 2.000 Jahre alt – wäre noch die beste. Nur: Russland will sein Plutonium nicht vergraben, ganz gleich was die Grünen Castrop-Rauxel beschließen.
Die Russen haben sich in den Kopf gesetzt, ihr Plutonium zu MOX-Brennelementen zu verarbeiten. Ein Land, dessen U-Boote sich mit eigenen Torpedos ins Knie schießen, dessen Fernsehtürme vor sich hin kokeln, will tonnenweise Plutonium verarbeiten. Die entscheidende Frage: Sollen die Russen für dieses Vorhaben maschinelle Hilfe aus Deutschland erhalten? Sollen Einzelkomponenten aus der Konkursmasse der – nie fertig gestellten! – Hanauer Brennelementefabrik verkauft werden?
An dieser Stelle setzt die rot-grüne Gebrauchsethik ein. „Vermoxen“ sei immer noch besser als das „Herumliegen“ von Plutonium, argumentiert Schröder. Zudem gebe es für die Export-Verweigerung keine rechtliche Handhabe. Das mag sogar stimmen. Nur: Die Bundesregierung muss jenseits der rechtlichen Frage politisch Flagge zeigen. Ein Land, das sich für den Atomausstieg entschieden hat, kann nicht gleichzeitig anderswo die Brennelemente-Produktion ankurbeln. Und schon gar nicht in einem maroden Entwicklungsland wie Russland. Das ist Beihilfe zum GAU. Der Nebeneffekt: Mit Subventionen der G 7 und deutscher Maschinenhilfe baut Russland seine MOX-Fabrik, verkauft die gefertigten Brennelemente mangels Eigenbedarf zum Dumpingpreis in die Bundesrepublik, wo sie mithelfen, dass unsere Meiler möglichst lange und billig laufen. MANFRED KRIENER
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