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Durchs DröhnlandNur für dich

■ Die wichtigsten und überflüssigsten Konzerte der kommenden Woche

Als Ahava Raba vor zwei Jahren ihre erste Platte herausbrachten und, ja nun, ein wenig bekannt wurden, stachen die Ostberliner innerhalb des zwar kleinen, aber doch allgemeinen Klezmer-Revival durch eine recht eigenwillige und vor allem innovative Herangehensweise an die jüdische Volksmusik heraus. Doch inzwischen hat sich das Quintett endgültig von den traditionellen Vorgaben gelöst und versucht nun so ziemlich alles zu integrieren. Inspiriert sei man von „Elementen westlicher, osteuropäischer, balkanischer und asiatischer Musik“. Außerdem werden traditionelle Kompositionen aus diversen Kulturkreisen neu bearbeitet. Zwar fallen die Stücke nicht auseinander, weil es Ahava Raba verstehen, allzu deutliche Stilbrüche zu vermeiden, aber schade ist es immerhin, daß die Tuba von Georg Schwark im veränderten Konzept wesentlich seltener ordnend zum Einsatz kommt.

Morgen, 22 Uhr, AnOrAK, Dunckerstraße 14

Spätestens mit „Pulp Fiction“ wurde allgemein entdeckt, daß Surf eine nette Partymusik ist, die zudem auch noch das allgemeine Verlangen nach Easy Listening befriedigt. Keine Texte, um die man sich scheren muß, sanfte Hawaiigitarren, gemütliche Rhythmen. Weil jede Stadt ihre Surfband braucht, gibt es in Berlin die Space Hobos und in Hamburg The Looney Tunes, deren Ansätze sich allerdings gewaltig unterscheiden. Die Hobos covern gerne Fernsehmelodien und Soundtracks, die Tunes legen eher Wert auf eine historisch korrekte Auswahl, was zum Beispiel die inzwischen zu neuen Ehren gekommenen Ventures ins Spiel bringt. Die Berliner werden auch mal trashig, die Hamburger adaptieren eher liebevoll die originalen Sounds. Was nicht bedeutet, daß beide Bands nicht auch beides können, aber gewisse Schwerpunkte setzen sie halt.

Space Hobos, morgen, 22 Uhr, Franz, Schönhauser Allee 36–39, The Looney Tunes am 20. 6., 24 Uhr, Roter Salon, Volksbühne, Rosa-Luxemburg- Platz

Zehn Monate bevor Mandawuy Yunupingu zum „Australier des Jahres 1992“ gewählt wurde, hat man ihn noch aus einer Bar geworfen. Yunupingu ist Aborigine, der erste, der einen Universitätsabschluß in Australien schaffte. Er war sogar Rektor einer Schule. Der Mann hat für die Gleichberechtigung der Aborigines mehr getan als jeder andere. Ganz nebenbei gründete er auch noch eine der erfolgreichsten Bands des fünften Kontinents. Dabei umging Yothu Yindi die übliche Vorgehensweise, Volksmusiken mit entsprechender Produktion und ein paar netten, harmlosen Dance-Beats für den westlichen Markt kompatibel zu machen. Er ließ von seinen Mitstreitern statt dessen den die Radios beherrschenden Pop und Rock mit Aborigines-Chören, Didgeridoo und Trommeln vergewaltigen. Das hat der betroffenen Musik gutgetan und einen Hit abgeworfen. „Treaty“ trieb sich durch die Diskotheken der ganzen Welt und klagte im Text einen Vertrag zwischen der weißen Mehrheit und den in Reservaten weggesperrten Aborigines ein. Und die bildgewaltigen Auftritte mit jeder Menge wildbemalter nackter Leiber auf der Bühne machten sich in TV-Kulturmagazinen besonders gut. Bleibt nur noch anzumerken, daß auf der letzten Platte „Wild Honey“ die Fusion eher selten gelingt, die Teile recht unbeteiligt nebeneinander stehen und auch noch der eine oder andere ziemlich schreckliche Popsong drauf ist. Von den U2-Gitarren ganz zu schweigen.

Am 16. 6., 20.30 Uhr, Loft, Nollendorfplatz

Eins würde Elle gerne sein: Multiinstrumentalist. Bis zum „Plastik“ führt er akribisch auf, worauf er Töne machen kann. Die Töne macht er für Snale. Snale aus Esslingen im Schwäbischen. Das Plastik hört man leider nicht. Aber sie machen einen netten Wave-Rock mit mal deutschen und mal englischen Texten. Verschonen auch ein wenig psychedelisches Gewimmer nicht, lassen sich gerne Zeit, wenn sie erst mal ein Riff gefunden haben, das ihnen gefällt, und blasen auch mal ein bißchen rum. Hoffentlich werden ihre Konzerte nicht vom gleichen Menschen so flach abgemischt, der das schon bei den Demo- Kassetten verbrochen hat.

Am 20. 6., 22 Uhr, Duncker, Dunckerstraße 64, Eintritt frei!

Der Mann geht auf seine Gitarre los, die Frau singt dazu fast zu schön. Das Ergebnis ist dann Sarah & the Alien und der Versuch, intelligent zu sein und dabei doch das Herz anzusprechen, widerspenstig und gleichzeitig eingängig, verworren und immerzu kontrolliert. Wenn man die beiden aus den Niederlanden sieht, wirkt die Bühne plötzlich seltsam leer, aber der Raum ist erfüllt wie selten, als spielten sie nur für dich.

Am 20. 6., 21 Uhr, Waldschloß, Stahnsdorfer Str. 100, Potsdam

Längst schon tut sich, was HipHop betrifft, fast nur noch in den USA etwas. Nur in Frankreich hat man lange schon aufgehört zu kopieren und einen sehr eigenen Stil entwickelt, der vor allem in Gestalt von MC Solaar und vor allem Soon E MC auch schon über den Rhein geschwappt ist. Cool Et Sans Reproche aus Nizza gehörten ebenfalls zu dieser ersten Generation, die auf sich aufmerksam machte, und erweiterten die allen französischen Acts eigene Smoothness vor allem durch eine sanfte Funkunterlage, die sie vornehmlich aus den 60ern hervorsamplen. Wer braucht schon dicke Bauchbeats, wenn er Booker T. haben kann? Und auch die Scratch-Einlagen fügen sich paßgenau in das locker swingende Gerüst, das souverän fast die gesamte Geschichte des HipHop zusammenfaßt, ohne auch nur einmal nach Geschichtsunterricht zu klingen.

Mit Cheeba Garden feat. Poise, am 20. 6., 22 Uhr, Pfefferberg, Schönhauser Allee 176 Thomas Winkler

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