: Du sollst kein Ziel haben!
■ Der Bürger im Park: ratlos
Der Bürgerpark. Schon der Gedanke daran läßt Gras wachsen auf der Fantasie, und die Seele möcht‘ weiden auf den weisen Wiesen wie eine dumme Kuh. Thomas Mann, auch wenn er hier nicht gegangen ist, könnte hier gut gegangen sein: Wie der Kies gemurmelt hätte unter dem melancholischen Hundeknaufstöckchen des Freigeist wiederkäuenden Literaten! Ja, wohlan schreitet man dort, ist man da, und ist es dann nicht egal, welche Richtung man einschlägt, welche Lichtung wann wechselt?
Nein, sagt der Wegweiser: „Hier befinden Sie sich!“ Bloß wo? Wo ist der rote Punkt meines Befindens? Egal. Wir stehen zwar hier, aber wollen wohin, wir sind gute Bürger. Dalang, sagt der Wegweiser. Ahoi, die Sicht ist klar, alles kreuzt: Bootebrunnenbäume - nirgends das Ziel. Nirgends der Wegweiser. Lang werden die Stunden der Endlosschleifen und bang die Frage: Wo bin ich? Ja, das ist das wahre Gesicht des Bürgerparks: Wir sollen Ruhe suchen, aber nichts finden. Ist das bürgerlich? Claudia Kohlhas
!!!!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen